Thomas Deichmann Freier Journalist und Chefredakteur von NOVO, Frankfurt |
Mit Bildern einen Krieg anzetteln Am 5. August 1992 besuchte ein britisches Nachrichtenteam, bestehend aus Penny Marshall von ITN (News at Ten), ihrem Kameramann Jeremy Irvin und den Reportern Ian Williams (ITN, Channel 4 News) sowie Ed Vulliamy von der Tageszeitung The Guardian, das Lager Trnopolje im Gebiet der bosnischen Serben in Nordbosnien. Sie machten dort eindrucksvolle Aufnahmen von bosnischen Muslimen, darunter der ausgemergelte Fikret Alic. Alic und die anderen Muslime waren allem Anschein nach im Lager Trnopolje hinter Stacheldraht eingesperrt. Diese Bilder wurden überall auf der Welt gezeigt und über Nacht zum Symbol des Grauens des Krieges in Bosnien. Insbesondere das Bild von Fikret Alic hinter dem Stacheldrahtzaun wurde von den Medien der Welt als Beweis dafür präsentiert, dass die bosnischen Serben in Trnopolje ein nazi-ähnliches "Konzentrationslager" oder gar ein "Todeslager" betrieben. Diese Bilder bewirkten, dass die Berichterstattung aus dem Bosnienkrieg noch einseitiger wurde. Sie trugen zudem dazu bei, die britische und die amerikanische Regierung davon zu überzeugen, militärische Interventionen in Bosnien vorzubereiten und durchzuführen. Doch das berühmte Bild aus Trnopolje, das eine britische Zeitung unter der Überschrift "Belsen'92" präsentierte, war eine Täuschung... |