Wendland im Widerstand, 27.3.2001, Robin-Wood-Gleisblockade bei Süschendorf
CASTOR kommt nicht durch
Robin Wood Pressemitteilung, 27.3.2001, 22.30 Uhr
Vier AktivistInnen ketten sich auf der Bahnstrecke Lüneburg-Dannenberg an und unterstützen den Widerstand der BewohnerInnen des Wendlands.
Mitgliedern der gewaltfreien Aktionsgemeinschaft ROBIN WOOD und CASTOR-Widerständlern aus dem Wendland ist es heute um 22 Uhr gelungen, die Polizeiketten zu umgehen und sich bei SÜSCHENDORF im Gleisbett anzuketten. Die vier angeketteten AktivistInnen, in Begleitung eines mehrköpfigen Versorgungsteams, richten sich auf einen mehrstündigen Aufenthalt zwischen den Schienen ein und sind entsprechend mit Decken und allem Notwendigen ausgestattet. Ein weiterer ROBIN WOOD-Aktivist hatte sich bereits am frühen Abend bei Bavendorf angekettet und den CASTOR auf diese Weise über eine Stunde lang aufgehalten. Gegen 21.30 Uhr war es Kräften des Bundesgrenzschutzes dann gelungen, den ROBIN WOOD-Aktivisten vom Gleis zu lösen.
"Der nur mit massivem Polizeieinsatz durchsetzbare CASTOR-Transport dient als Türöffner für weitere Transporte in die französische Wiederaufarbeitungsanlage La Hague", kommentiert Bettina Dannheim, Energiereferentin von ROBIN WOOD, die Aktion. "Der Transport sichert der Atomindustrie den ungestörten Weiterbetrieb. Fände er nicht statt, würde einigen Atomkraftwerken die Abschaltung drohen."
Der Transport abgebrannter Brennelemente in Wiederaufarbeitungsanlagen wird seit Mitte 2000 für die AKW-Betreiber immer dringender. Das 1998 von der damaligen Umweltministerin Merkel (CDU) ausgesprochene Verbot für Atommülltransporte führte bei den meisten Atomkraftwerken zu vollen Lagerbecken. Deshalb genehmigte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) vorausschauend am 20. März 2001 insgesamt 15 Transporte mit abgebrannten Brennelementen von den Atomkraftwerken Biblis und Philippsburg zur Wiederaufarbeitungsanlage La Hague. Mit dem Beginn dieser Transporte wird in den nächsten Wochen gerechnet. Energieexpertin Dannheim: "Die französische Bevölkerung rund um La Hague soll auch weiterhin einer nicht hinnehmbaren Strahlenbelastung ausgesetzt werden - und zwar durch deutschen Atommüll. Dies ist unserer Meinung nach völkerrechtlich nicht vertretbar."
Mit der heutigen Aktion unterstützt ROBIN WOOD den CASTOR-Widerstand der BewohnerInnen des Wendlands, die sich seit Jahren gegen die Errichtung eines Atommüllendlagers in Gorleben zur Wehr setzen. Dass der Salzstock dafür nicht geeignet ist, haben Erkundungsarbeiten deutlich gezeigt. Vor diesem Hintergrund erklärt ROBIN WOOD-Vorstandsmitglied Anne Scheerer: "Es ist eine dreiste Provokation, dass sich der E.ON-Vorstandsvorsitzende Ulrich Hartmann ausgerechnet heute öffentlich dafür ausgesprochen hat, Gorleben zum atomaren Endlager zu machen."
ROBIN WOOD wird sich auch weiterhin für den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie einsetzen und Atommülltransporte behindern.
CASTOR steht noch still
Robin Wood Pressemitteilung, 28.3.2001, 15 Uhr
Vier gewaltfreie AktivistInnen hatten sich seit gestern Abend auf der Bahnstrecke Lüneburg-Dannenberg fest angekettet.
Mitgliedern der gewaltfreien Aktionsgemeinschaft ROBIN WOOD und CASTOR-Widerständlern aus dem Wendland ist es gestern um 22 Uhr gelungen, die Polizeiketten zu umgehen und sich im Gleisbett der Bahnstrecke Lüneburg-Dannenberg in der Nähe von Süschendorf anzuketten. Nach über zehn Stunden trennten Polizeikräfte den ersten von vier angeketteten AktivistInnen mit Hilfe von schwerem Gerät vom Gleis. Gegen 14 Uhr wurde der vierte der Angeketteten vom Gleis gelöst. Der CASTOR-Transport steht zur Stunde noch still.
Die Ankettungsaktion hat inzwischen ein lebhaftes Medienecho ausgelöst. Allerdings wurde die Aktion in einigen Berichten unzutreffend beschrieben. Richtig ist, dass sich gestern um 22 Uhr vier UmweltschützerInnen an einen Betonblock fest gekettet hatten, der im Gleisbett lag. Die in einigen Meldungen verbreitete Darstellung, die vier AktivistInnen hätten sich selbst einbetoniert, ist falsch.
"Der Betonblock war schon da, wir haben einen entsprechenden Tipp bekommen und haben den für die Aktion genutzt", erläuterte ROBIN WOOD-Vorstandssprecher Jürgen Sattari, wie die spontane Ankettungsaktion überhaupt möglich wurde. Im Beton, so erklärte Sattari weiter, waren Rohre eingelassen, in welche die AktivistInnen ihre Arme steckten. In den Rohren waren sie mit Schlössern verkeilt, die sich nicht mehr öffnen ließen.
Sattari lobte ausdrücklich das besonnene Vorgehen der Polizeibeamten, die sich stundenlang bemühten, die AktivistInnen vom Gleis zu lösen. "Die Polizei hat sich vorbildlich verhalten. So versorgten Beamte die Angeketteten sogar mit Heizstrahler, Decken und Tee."
Zum Hintergrund der Aktion erklärte die Strahlenbiologin Bettina Dannheim, Energiereferentin von ROBIN WOOD: "Der nur mit massivem Polizeieinsatz durchsetzbare CASTOR-Transport dient als Türöffner für weitere Transporte in die französische Wiederaufarbeitungsanlage La Hague. Der Transport sichert der Atomindustrie den ungestörten Weiterbetrieb. Fände er nicht statt, würde einigen Atomkraftwerken die Abschaltung drohen."
Der Transport abgebrannter Brennelemente in Wiederaufarbeitungsanlagen wird seit Mitte 2000 für die AKW-Betreiber immer dringender. Das 1998 von der damaligen Umweltministerin Merkel (CDU) ausgesprochene Verbot für Atommülltransporte führte bei den meisten Atomkraftwerken zu vollen Lagerbecken. Deshalb genehmigte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) vorausschauend am 20. März 2001 insgesamt 15 Transporte mit abgebrannten Brennelementen von den Atomkraftwerken Biblis und Philippsburg zur Wiederaufarbeitungsanlage La Hague. Mit dem Beginn der weiteren Transporte wird in den nächsten Wochen gerechnet. Dannheim: "Die französische Bevölkerung rund um La Hague soll auch weiterhin einer nicht hinnehmbaren Strahlenbelastung ausgesetzt werden - und zwar durch deutschen Atommüll. Dies halten wir für völkerrechtlich nicht vertretbar."
Atomkonsens auf der Kippe - Ausstieg noch nie so nahe
Gemeinsame Pressemitteilung von BUND, Greenpeace, ROBIN WOOD und X-tausendmal quer, 29.3.2001
Gemeinsam rufen die Umweltverbände und Initiativen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Greenpeace, ROBIN WOOD und X-tausendmal quer Bundeskanzler Gerhard Schröder auf, unverzüglich ins Wendland zu kommen, und mit Ihnen über den Atomausstieg zu verhandeln.
Der gewaltfreie Widerstand Zehntausender Menschen und die daraus resultierende Erschöpfung der Polizeikräfte zeigen unmissverständlich, dass der so genannte Konsens zwischen Bundesregierung und Atomindustrie, auf dem die derzeit stattfindenden Castor-Transporte fußen, kein Konsens mit der Bevölkerung ist. Daher muss sichergestellt werden, dass die Wiederaufarbeitung sofort gestoppt und kein weiterer Castor-Transport nach Gorleben rollen wird.
Renate Backhaus, atompolitische Sprecherin des BUND-Bundesvorstandes: "Die im so genannten Konsens festgelegte durchschnittliche Laufzeit der deutschen Atomkraftwerke von über 30 Jahren beschert uns und den folgenden Generationen noch mal so viel hochproblematischen Atommüll, als er jetzt schon existiert. Es ist unverantwortlich, solch einen verhängnisvollen Weg in der Energiewirtschaft weiterzugehen. Wir müssen sofort aus dieser Wahnsinnstechnologie aussteigen."
Veit Bürger, Atomexperte von Greenpeace: "Bundeskanzler Gerhard Schröder und die gesamte Bundesregierung sollten sich bewusst darüber sein, dass unser gewaltfreier Widerstand gegen diese verfehlte Energiepolitik und die damit zusammenhängenden Atommülltransporte andauern wird. Jede Bundesregierung muss sich klar sein, dass sie in einen Dauerkonflikt mit der Bevölkerung tritt, wenn sie nicht unverzüglich den Ausstieg realisiert."
Jürgen Sattari, Vorstandssprecher von ROBIN WOOD: "ROBIN WOOD hat gestern eindrucksvoll bewiesen, dass ein Umweltschutzverband mit einfachsten Mitteln und geringem Aufwand in der Lage ist, einen Atommülltransport über Stunden aufzuhalten. Wir werden jeden weiteren Transport ähnlich effektiv zu verhindern wissen."
Wiebke Herding, Pressesprecherin von X-tausendmal quer: "Noch einmal darf ein solcher Transport nicht durchgeführt werden. Über 200 Millionen Mark für einen Atomtransport sind zu viel. 15.000 Polizistinnen und Polizisten sind bis an die Grenzen der Erschöpfung ausgenutzt. Und immer wieder wird sich X-tausendmal quer dem Castor entschlossen in den Weg stellen."
Widerstand ist nicht befriedet - Atom-Diskussion geht weiter
Robin Wood Pressemitteilung, 30.3.2001
ROBIN WOOD bilanziert spektakuläre Ankettungsaktion vor dem CASTOR-Zug und dankt für überwältigende Solidaritätsbekundungen.
ROBIN WOOD hat heute im Rahmen einer Pressekonferenz zu den politischen Konsequenzen des CASTOR-Transportes Stellung genommen. Gleichzeitig wies die Umweltorganisation Behauptungen der vergangenen Tage zurück, die ihr öffentlich Anstiftung zu Straftaten unterstellt hatten.
ROBIN WOOD-Vorstandssprecher Jürgen Sattari wertete die spektakuläre Ankettungsaktion, die den Transport fast einen Tag lang aufgehalten hatte, als Erfolg. Sattari: "Die Menschen im Wendland und die ROBIN WOOD-AktivistInnen haben mit ihren Protesten gemeinsam erreicht, dass die Diskussion um den völlig unzureichenden Atomkonsens nun wieder aufgebrochen ist. Die Befriedung des Widerstandes gegen die Atomenergie, die die rot-grüne Bundesregierung anstrebt, ist ihr nicht gelungen. Die Solidaritätsbekundungen ungezählter Menschen, die wir seit der Aktion aus der ganzen Bundesrepublik und auch aus dem Ausland erhalten haben, ist einfach überwältigend.
Die Strahlenbiologin Bettina Dannheim, Energiereferentin bei ROBIN WOOD, erläuterte zu den energiepolitischen Zielen von ROBIN WOOD: "Wir fordern weiter den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie und werden dies auch in Zukunft mit phantasievollen Aktionen bekräftigen.Schon in den nächsten Wochen sollen wieder Atomtransporte ins Ausland stattfinden. Es ist unverantwortlich, den Menschen in Frankreich oder auch Großbritannien weiterhin die Anlieferung deutschen Atommülls zuzumuten."
Entschieden wies die seit 18 Jahren als gewaltfrei und kreativ bekannte Umweltschutzorganisation falsche Behauptungen von PolitikerInnen zurück. So war der stellvertretende Pressesprecher des niedersächsischen Innenministeriums, Michael Knaps, am Donnerstag von der Nachrichtenagentur AP mit der Behauptung zitiert worden, dass ROBIN WOOD "zu den Straftaten aufgefordert hat", weshalb geprüft werden müsse, ob der Verein weiter als "gemeinnützig" gelten könne. Knaps hat heute - nach einer Bitte um Klarstellung - schriftlich gegenüber ROBIN WOOD erklärt, eine solche Behauptung nicht aufgestellt zu haben.
Der Bremer Rechtsanwalt Reinhard Engel nannte die Ankettungsaktion der ROBIN WOOD-AktivistInnen eine "Aktion des zivilen Ungehorsams" und erinnerte daran, dass Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) sich früher selbst an Blockadeaktionen beteiligt und anschließend auch öffentlich dazu gestanden habe. Engel wunderte sich über jüngste "Scharfmacherparolen" Schilys, der den AktivistInnen und ROBIN WOOD hohe Schadensersatzansprüche angedroht hatte. Engel: "Wie die Aktionen im Wendland rechtlich zu bewerten sind, entscheidet im demokratischen Rechtsstaat nicht der Bundesinnenminister. Dafür sind Gerichte zuständig."
Zur finanziellen Unterstützung der AktivistInnen, die an der Ankettungsaktion beteiligt waren und nun mit juristischen Stellungnamen bedroht werden, hat die Umweltorganisation inzwischen ein Rechtshilfekonto eingerichtet. Das Konto bei der Dresdner Bank trägt die Bezeichnung "Rechtsanwaltsanderkonto Renald Orth, Konto-Nummer 940770401, Bankleitzahl 20080000"
Castor rollt erst nach 17 Stunden Zwangsstopp weiter
Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 29.3.2001
Dannenberg/Berlin (dpa) - Mit hartnäckigem Widerstand an den Bahngleisen im Wendland haben Atomkraftgegner den Castor-Transport auf dem Weg zum Zwischenlager Gorleben zu einem 17-stündigen Stopp gezwungen. Erst am Mittwochnachmittag konnte der Zug mit den sechs Atommüllbehältern im Schritttempo weiter Richtung Dannenberg rollen.
Tausende Polizisten bewachten den Transport auf seinen letzten 25 Kilometern zur Verladestation. Dort sollten die Castor-Behälter für den Straßentransport nach Gorleben an diesem Donnerstag vorbereitet werden.
Der Bahntransport war mit einer spektakulären Aktion von Atomkraftgegnern bei Süschendorf zum Stehen gebracht worden. Die Blockade von vier Mitgliedern der Umweltschutzgruppe Robin Wood, unter ihnen eine 16 Jahre alte Schülerin, stellte die Polizei vor besondere Herausforderungen. In der Mitte der etwa 50 Kilometer langen Strecke Lüneburg-Dannenberg hatten sich die Aktivisten in einem tonnenschweren Betonklotz an den Gleisen festgekettet. Für die komplizierte Bergung rückten Experten mit Spezialgeräten an. Schienen und Schwellen mussten angehoben werden. Die Einsatzkräfte leisteten Millimeterarbeit, um die Castor-Gegner nicht zu verletzen.
Die Auseinandersetzungen zwischen gewalttätigen Castor-Gegnern und der Polizei hatten am späten Dienstagabend an Schärfe zugenommen. Insgesamt wurden 22 Polizisten verletzt. Zwei von ihnen liegen im Krankenhaus, teilte die Polizei mit. Laut Bürgerinitiative "X- tausendmal quer" wurden mindestens 20 Demonstranten verletzt. Zu den härtesten Krawallen kam es in Dannenberg. Hier gingen Streifenwagen in Flammen auf.
In den Reihen der etwa 15 000 Polizeibeamten im Wendland brach deswegen eine Diskussion über das Konfliktmanagement aus. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, erklärte alle Bemühungen zur so genannten Deeskalation für fehlgeschlagen. "Das ist falsch. Es hat sich im Vorfeld hervorragend bewährt", sagte dagegen der Leiter des Polizeieinsatzes, Hans Reime. Auch das niedersächsische Innenministerium verteidigte die Polizeieinsätze. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) verurteilte die Gewalttaten und drohte den militanten Castor-Gegnern konsequente Strafverfolgung an.
An der Verladestation hatten bis in die Nacht zum Mittwoch rund 5000 Castor-Gegner demonstriert, darunter nach Polizeischätzung bis zu 500 militante Autonome. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Insgesamt nahmen die Beamten seit dem Start des Transports am Montag im französischen La Hague bis zum Mittwochnachmittag 671 Personen in Gewahrsam. 110 Menschen wurden festgenommen.
Nach ihrer Ankunft in Dannenberg sollten die sechs Castor-Behälter mit 85 Tonnen Atommüll in einer etwa zehnstündigen Aktion von der Schiene auf Schwerlaster umgeladen werden. Voraussichtlich am Donnerstag beginnt dann mit der 20-Kilometer-Fahrt auf der Straße ins Zwischenlager Gorleben die heikelste Phase des Transports. Entlang dieser Strecke hatte es beim Castor-Transport vor vier Jahren die schwersten Ausschreitungen gegeben.
Die Gewerkschaft GdP forderte am Mittwoch den Einsatz zusätzlicher Beamter beim Castor-Transport. Die Polizei sei selbst mit dem zur Verfügung stehenden Personal aus dem ganzen Bundesgebiet nur begrenzt in der Lage, die Strecken lückenlos zu sichern.
Der massive Widerstand gegen den Transport hat auf politischer Ebene die Kontroverse um den rot-grünen Atomkonsens mit der Energiewirtschaft neu entfacht. Die Grünen in Niedersachsen und mehrere Umweltschutzverbände verlangten ein Überdenken der Vereinbarung. Die Bundesregierung verteidigte dagegen nochmals den Energiekonsens, der die Zahl künftiger Atomtransporte beschränke. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sagte in einem Interview der "Los Angeles Times": "Man muss begreifen, dass die frühere Regierung mit Frankreich völkerrechtlich verbindliche Verträge eingegangen ist." Diese Verpflichtungen zur Rücknahme von Atommüll aus La Hague seien einzuhalten - "ob uns das gefällt oder nicht".
Die-Grünen-Fraktionschefin im Landtag von Hannover, Rebecca Harms, sagte dagegen in Dannenberg, die Hoffnung, dass es mit dem Energiekonsens eine "Befriedung" des Konfliktes um die Atomenergie geben werde, habe sich nicht erfüllt. "Man muss sich jetzt nochmals offensiv darüber auseinander setzen, was mit dem Konsens erreicht wurde und was nicht. Dieses Gorleben-Projekt ist politisch nicht durchsetzbar."
CDU und CSU verlangten von den Grünen, sich klar von Blockade- Aktionen entlang der Castor-Route zu distanzieren. Der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) sprach in diesem Zusammenhang von "linksextremistischen Gewaltexzessen".
Blockierer wohlauf - Standing Ovations für Robin Wood
Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 30.3.2001
dm Trebel. Standing Ovations gab es gestern vormittag in den Trebeler Bauerstuben für Alex und Sascha, als sie mit ihren Armen ein X bildeten. Die beiden jungen Männer gehören zu den vier Robin-Wood-Aktivisten, die den Castor-Zug am Dienstag und Mittwoch 16 Stunden lang aufgehalten haben.
"Wir haben nicht damit gerechnet, dass es so gut klappen würde", freute sich Jürgen Sattari, Vorstandsprecher der Umweltschutzorganisation. "Wir haben selbst die Polizei über Telefon benachrichtigt." Die Bamten hätten sich dann selbst auf die Schienen gestellt, um den Zug zu stoppen, da keine Funkverbindung bestanden habe.
Sattari betonte, dass alle Aktivisten freiwillig an der Blockade-Aktion teilgenommen hätten: "Niemand ist dort von Robin Wood hinbeordert worden." Alle vier Personen seien wieder wohlauf, sie seien am Dienstagabend oder am Mittwochmorgen aus dem Gewahrsam der Polizei oder dem Krankenhaus entlassen worden. Auch das 16-jährige Mädchen sei fit.
Einer der Blockierer, der sich als Alex vorstellte, dementierte, dass es ihnen während der Aktion schlecht gegangen oder ihnen kalt gewesen sei: "Es hat keine kritische Situation gegeben." Den Verband, den Sascha am rechten Arm trug, erklärte er mit einem Blutstau, der während der Ankettung aufgetreten sei. Unter Zugabe-Rufen sagte Alex, dass die Aktion weniger als ein halbes Jahr lang vorbereitet worden sei.
Minister: Robin Wood nicht gemeinnützig?
Berliner Morgenpost vom 1.4.2001
dpa Perleberg - Der brandenburgische Innenminister und CDU-Landeschef Jörg Schönbohm will der Umweltorganisation "Robin Wood" vor dem Hintergrundder Auseinandersetzungen um den Castor-Transport die Gemeinnützigkeit entziehen lassen. Einen entsprechenden Antrag werde er auf die Tagesordnung dernächsten Innenministerkonferenz setzen, sagte Schönbohm beim CDU-Landesparteitag in Perleberg.
Robin-Wood-Vertreter hatten sich bei dem Castor-Transport nach Gorleben an Bahngleise angekettet und den Transport damit verzögert.
Beim nächsten Castor-Transport im Mai, der vom stillgelegten Atomkraftwerk (AKW) Rheinsberg in Brandenburg ins Zwischenlager Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern führt, will Schönbohm konsequent gegen gewalttätige Demonstranten vorgehen. Der Innenminister: "Wir gehen davon aus, dass ein Teil des Protestpotenzials aus Berlin und den alten Ländern sich zusammenschließt." Darunter seien dann vermutlich auch "Krawallmacher".
Links
Robin Wood - Fachgruppe Energie
Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg
Castor-Nix-Da - Die Webseiten um den Widerstand gegen die Castor-Transporte
X-tausendmal quer überall - eine Kampagne für eine gewaltfreie Sitzblockade gegen den Castortransport
Lüneburger Initiativen gegen Atomanlagen (Liga)
akte-nix - Anti-Atom-Infostelle Bonn
Anti Atom aktuell - Zeitung für die sofortige Stillegung aller Atomanlagen
Lexikon der Atomwirtschaft
Greenpeace
Bürgerinitiative 'Kein Atommüll in Ahaus'
Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim