Drohender Kriegsschauplatz Iran
"Den Terroristen in den Regierungen unserer so genannten zivilisierten Welt das Handwerk legen"
Rede von Bernd Klagge am 8.2.2006 im Rahmen einer Mahnwache des Bonner Friedensbündnisses gegen Propaganda und Krieg und für Völkerfreundschaft auf dem Münsterplatz in Bonn

Schaurige Bilder gehen um die Welt. Bilder von fanatisierten Muslimen, die, so wird es mehr oder weniger offen ausgesprochen, zum Sturm auf die Errungenschaften der westlichen Zivilisation angetreten sind. Im Abendland schrillen alle Alarmglocken: Die Fundamente der westlichen Gesellschaft - Freiheit, Demokratie, Pluralismus, Aufklärung und Toleranz - seien einer zerstörerischen Bedrohung durch eine totalitäre Weltanschauung ausgesetzt, heißt die Schreckensbotschaft. Der finale Zusammenprall der Kulturen scheint unabwendbar.

Wenig hört man in den hiesigen Medien über den Hintergrund des Karikaturenstreits, der die Entwicklungen der letzten Tage auslöste: Jyllands-Posten, Dänemarks auflagenstärkste Zeitung und ein Sprachrohr des national-konservativen Lagers, ließ eine Reihe von Karikaturisten den Propheten Mohammed zeichnen. Die Zeitung veröffentlichte sie, um zu sehen, wie die rund 170.000 in Dänemark lebenden Moslems reagieren würden. Dann geschah zunächst einmal gar nichts. Erst als Jyllands-Posten bei islamischen Organisationen nachzufragen begann, kamen die erhofften Reaktionen und damit endlich die Schlagzeile: „Moslems fordern Entschuldigung". Nun endlich konnte Chefredakteur Carsten Juste die islamische Gemeinde in Dänemark über seine Vorstellung von Meinungsfreiheit belehren, zu der auch Hohn und Spott gehöre und lächerlich gemacht zu werden.

Eine der zwölf veröffentlichten Karikaturen, die des Zeichners Lars Refn, bringt die Sache auf den Punkt. Auf dieser Karikatur ist Mohammed nicht der Prophet, sondern ein Siebtklässler einer Kopenhagener Vorstadtschule vor einer Schultafel mit arabischen Schriftzeichen. Die versteckte, nur Arabisch-Kundigen deutbare Botschaft lautet: „Jyllands-Postens Redaktion ist eine Bande reaktionärer Provokateure." Gleiches gilt - das ist hinzuzufügen - für alle Redaktionen, die die umstrittenen Karikaturen nachgedruckt haben.

Inzwischen ufern die Proteste aus. Der Sammlung unter der Fahne des Propheten liegt die Wut der islamischen Völker über die imperialistische Vereinnahmung zugrunde. Im Karikaturenstreit tritt sie als kulturelle Expansion in Erscheinung. Andere Seiten dieser Vereinnahmung sind: Angriffskrieg gegen Afghanistan, Angriffskrieg gegen den Irak, israelischer Staatsterror gegen die Palästinenserinnen und Palästinenser in den besetzten Gebieten - das ist die Saat, die die so genannte Zivilisation im arabischen Raum gesät hat …

Vor diesem Hintergrund gefiel sich Angela Merkel auf der Münchner Sicherheitskonferenz als Wortführerin der westlichen Aggressionsgemeinschaft gegen den Iran. Ungeniert verglich sie die Verhältnisse im Iran mit der Situation in Deutschland zu Beginn der Nazibarbarei. Doch wenn Deutschland das antifaschistische Weltgewissen zu verkörpern vorgibt, stehen die Zeichen auf Krieg. Auch der französische Präsident konnte keinen symbolischeren Ort finden, als ein Atom-U-Boot, um dem Iran mit nuklearen Schlägen zu drohen.

Nichts ist also übrig geblieben von der Möchtegern-Oppositon der europäischen Eliten gegen den Irakkrieg. Es ist offensichtlich, dass die westlichen Anschuldigungen gegen Teheran als Vorwand dienen. Denn die internationalen Konventionen gegen die Verbreitung von Atomwaffen bestreiten nicht, dass Länder das Recht haben Atomkraft für zivile Zwecke zu verwenden. Sie besagen sogar, dass diese Bestrebungen unterstützt werden können. So steht die iranische Bemühung Atomenergie zu nutzen in keiner Weise im Gegensatz zu internationalem Recht.

Die Medienkampagne gegen den Iran ist umso durchschaubarer, als Israel bis heute die Verträge gegen die Verbreitung von Atomwaffen nicht unterzeichnet hat und jeden wissen lässt, dass es Atombomben besitzt. Israel ist ein Apartheidstaat, der nicht nur den Palästinensern ihre elementarsten Rechte vorenthält, sondern auch weiterhin das Ziel verfolgt, die Palästinenser nach und nach zu vertreiben. Die nukleare Bedrohung seiner Nachbarn durch Israel ist sehr real. Aber die gesamte „internationale Gemeinschaft" akzeptiert dies.

Wir sind prinzipiell für nukleare Abrüstung von allen Atommächten. Dabei sind als erstes jene Mächte zu nennen, die bereits heute glaubhaft mit dem Einsatz von Atomwaffen - sogar in einem Erstschlag - drohen: USA, Frankreich, wie wir gehört haben, und auch Israel. Es ist in Deutschland nicht unsere Aufgabe den Finger auf den Iran oder auf den so genannten islamistischen Terror zu richten, sondern den Terroristen in den Regierungen unserer so genannten zivilisierten Welt das Handwerk zu legen.

Hände weg vom Iran! Für ein Ende der Besatzung im Irak, in Palästina und Afghanistan!


Weiterer Beitrag zum Thema Iran:
Was die Kriegspropagandisten von sich geben
Äußerungen von Angela Merkel, George W. Bush, John McCain, Joseph Lieberman, Donald Rumsfeld, Condoleezza Rice, John Bolton, Ehud Olmert (Stand: 29.4.2006)

Alle Beiträge zum Iran im Überblick:
Tagebuch Iran
Notizen aus dem Kontext des drohenden Krieges gegen den Iran
Die 'Welt', ein 'genialer Netzwerker' und der Angriffskrieg gegen den Iran
Anmerkungen zu einem Artikel in der 'Welt', 12.2.2006
"Den Terroristen in den Regierungen unserer so genannten zivilisierten Welt das Handwerk legen"
Rede von Bernd Klagge am 8.2.2006 im Rahmen einer Mahnwache des Bonner Friedensbündnisses gegen Propaganda und Krieg und für Völkerfreundschaft auf dem Münsterplatz in Bonn
Was die Kriegspropagandisten von sich geben
Äußerungen von Angela Merkel, George W. Bush, John McCain, Joseph Lieberman, Donald Rumsfeld, Condoleezza Rice, John Bolton, Ehud Olmert (Stand: 29.4.2006)
US-Dollar oder 'Mini-Nukes' - Der Iran plant Öl-Börse auf Euro-Basis, was Milliardenverluste für die USA bedeuten kann
Betrachtung von Dietrich Zeitel auf der website der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft e.V. Hamburg (swg), 25.02.2006
Stoppt den Krieg gegen Iran, bevor er beginnt! - Stop the war on Iran before it starts!
Internationaler Appell - Online-Petition
Keinen Krieg gegen den Iran - für eine politische Lösung!
Ein Aufruf der 'Kooperation für den Frieden' (Zusammenschluss verschiedener Friedensorganisationen) und des Bundesausschusses Friedensratschlag - veröffentlicht in der 'Frankfurter Rundschau' am 18.3.2006
Israel, Iran und die Atomwaffen
Knut Mellenthin in 'junge Welt' vom 19.10.2005
'Israel von der Landkarte löschen' - Der Krieg gegen den Iran hat längst begonnen
Über die angeblichen Äußerungen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, 9.3.2006 (zuletzt erweitert am 9.4.2006)
Bomben auf den Iran? - Gedanken zum Iran-Krieg
Artikel von Prof. Georg Meggle, 18.1.2006
Kriegspropaganda für die Massen - Feindbild Iran
Veröffentlichungen aus 'Bild' und 'Bild am Sonntag' ab Dezember 2005
Leugnet Irans Präsident den Holocaust oder legt er die Finger in die Wunde des Westens?
Eine Analyse der Medienrhetorik auf dem Weg zum Krieg gegen den Iran, 3.4.2006 (erweitert am 9.4.2006)
Eine gelungene Infektion
Über die Funktion eines Horst Mahler in der kriegsvorbereitenden Propagandakampagne gegen den Iran, 14.4.2006
DOES IRAN'S PRESIDENT WANT ISRAEL WIPED OFF THE MAP AND DOES HE DENY THE HOLOCAUST?
An analysis of rhetoric in media on its way to war against Iran - Commenting on the alleged statements of Iran's President Ahmadinejad
Wer nicht mitspielt, ist Antisemit
Wie die 'taz' den Planungen der USA für einen Atomkrieg gegen den Iran begegnet, 22.4.2006
Der 'Satan' fordert "Regierung, gewählt von den Menschen... seien sie Muslime, Christen oder Juden"
Irans Präsident Ahmadinedschad am 14.4.2006 im Rahmen der 'Third International Qods Conference' zur Situation in Palästina, 22.4.2006
Iran: Dreck, Teufel, Pfeifen und Pfifferlinge
Was die 'westlichen' Medien aus Ahmadinedschads Äußerungen vom 28.4.2006 machen
USA: Dialog mit Iran nutzlos - oder: Was ein Feindbild zunichte machen könnte, muß vernichtet werden
Der Brief des iranischen Präsidenten, Mahmud Ahmadinedschad, an den Präsidenten der USA, George W. Bush, von Anfang Mai 2006 und die Reaktionen darauf
Genug ist genug! - 'Nur' Verbrechen gegen die Menschheit oder schleichender Völkermord?
Eine Dokumentation von Ellen Rohlfs zur Situation in Palästina, 2005/2006
Von Nazis nicht für einen Krieg gegen den Iran einspannen lassen!
Über die Rolle einer von Nazis angemeldeten Pro-Iran-Demo am 17.6.2006 in Frankfurt-Sachsenhausen
Wie wir dem Krieg den Weg bahnen
Eine Überlegung zur Strategie für einen Krieg gegen den Iran, 4.6.2006
Auf dem Weg zum Höhepunkt der Kriegspropaganda
Eine Betrachtung über den 'Spiegel' vom 29.5.2006 und das darin enthaltene Interview mit dem iranischen Präsidenten
War is Brewing - Krieg braut sich zusammen...
Das Kapital verlangt von der US-Regierung irgendeinen Angriff zur Stabilisierung des Kapitalismus - Betrachtung von Daniel Neun (0815-Info), 22.6.2006
Der Gerechtigkeit halber
Strafanzeige gegen Günther Beckstein, Innenminister Bayerns, und Michel Friedman, ehem. stellv. Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, wegen Beleidigung des Staatspräsidenten des Iran, mit einem Gespräch zwischen Armin Fiand und Alexander Boulerian
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Strafanzeige gegen die Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, wegen Beleidigung des Staatspräsidenten des Iran
'Wipe off the Map' als Fälschung bestätigt
Wichtige Erkenntnisse des Guardian-Journalisten Jonathan Steele über das angebliche Zitat des iranischen Präsidenten, Israel müsse von der Landkarte getilgt werden
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Brief von Irans Präsident Ahmadinedschad an Bundeskanzlerin Merkel vom 20.7.2006
"Noble Americans - Ehrenwerte Amerikaner"
Brief von Irans Präsident Ahmadinedschad vom 29.11.2006 (in der englischen Fassung)
Das Lügennetz über dem Iran
Analyse des österreichischen Autors Malte Olschewski über die manipulierte Berichterstattung über den Iran und seinen Präsidenten Ahmadinedschad
Verhindern Sie diesen Krieg!
Offener Brief an Bundeskanzlerin Frau Angela Merkel, 19.2.2007
Herr der Bombe
Wie wir vom Kölner Stadt-Anzeiger mit dem Gedanken eines Krieges gegen den Iran vertraut gemacht werden sollen - über eine Veröffentlichung vom 8.2.2007
Der nächste Krieg in Sicht - Wann fallen US-Bomben auf Teheran?
Michael Opperskalski in 'Geheim', Ausgabe vom 31.3.2007
Desinformation im 'Kölner Stadt-Anzeiger'
Äußerungen von Mohamed ElBaradei am 24.5.2007 in Sachen Iran