Drohender Kriegsschauplatz Iran
Herr der Bombe
Wie wir vom Kölner Stadt-Anzeiger mit dem Gedanken eines Krieges gegen den Iran vertraut gemacht werden sollen - über eine Veröffentlichung vom 8.2.2007

'Der Herr der Bombe'

Kölner Stadt-Anzeiger, 8.2.2007,
S. 6/7


Am 8.2.2007 enthält der 'Kölner Stadt-Anzeiger' im Politik-Teil eine aufschlußreiche Doppelseite, in deren Mittelpunkt ein großes Bild von einer Militärparade im Iran steht. Die Bildunterschrift: 'Der Herr der Bombe...'. Die 'Bombe' ist im weit verbreiteten und hier verwendeten Vokabular die Atombombe. Und mit 'Herr', von dem hier die Rede ist, ist eindeutig Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad gemeint. Er ist derjenige, der hier angegriffen werden soll. Überschrieben ist das Bild mit 'Auf Kollisionskurs', als wäre es der Iran, der auf einen Krieg zusteuert. Wir fragen uns: wer steht hinter dieser entstellenden Propaganda?

"Die Angst vor der Bombe"

KStA, 8.2.2007, Titelseite


Schon auf der Titelseite der Zeitung wird mit einem Bild von US-Präsident Bush und Irans Präsident Ahmadinedschad (im Osama-bin-Laden-Look) auf diese Propaganda-Doppelseite hingewiesen, deren Gestaltung für den Kölner Stadt-Anzeiger sehr ungewöhnlich ist. Ein Thema auf einer Doppelseite ausgebreitet mit einem Bild über zwei Seiten über den Falz hinweg gezogen - das ist ausgesprochen selten. Wir schließen daraus: es geht um etwas Besonderes, Außergewöhnliches. Das Ende des Ultimatums gegen den Iran nähert sich. Wir lesen hier, und wir lesen dort. Und nach und nach reift die Frage heran: welchen Bezug hat die Doppelseite zu Israel und seinen Geheimdiensten?

Links neben dem Bild lesen wir den Artikel eines Autors, der für Memri arbeitet. Memri ist die Abkürzung für 'Middle East Media Research Institute'. Diese Organisation mit Hauptsitz in Washington - und einer Zweigstelle z.B. in Berlin - wurde gegründet von Yigal Carmon. "Er diente mehrere Jahre im israelischen Militärgeheimdienst [Aman] und war dort einer der führenden Offiziere der 'Unit 504', welche für die Anwerbung von Informanten in arabischen Staaten zuständig ist und auch als 'Mini-Mossad' bezeichnet wird. Sie war nach Aussage des Kommandeurs der UN-Truppen im Südlibanon, Timur Göksel, für die Führung der 'Südlibanesischen Armee', einer israelischen Hilfstruppe verantwortlich, der zahlreiche Menschenrechtsverstöße wie Folterungen oder Ermordung politischer Gegner zur last gelegt werden." Das lesen wir nicht im Kölner Stadt-Anzeiger, sondern in einem Artikel des Islamwissenschaftlers Henner Kirchner, leicht verändert wiedergegeben in 'inamo', Ausgabe 32/Winter 2002, Publikation des gleichnamigen 'Informationsprojekts Naher und Mittlerer Osten' inamo. Hier im Kölner Stadt-Anzeiger erfahren wir nur: "Wahied Wahdat-Hagh ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Iran-Experte unter anderem für das Middle East Media Research Institute (Memri) in Berlin." Jeglicher Bezug zu den USA sowie zu Israel und dessen Geheimdienst fehlt.

Rechts neben dem Bild finden wir einen Artikel von Yossi Melman. Er ist israelischer Autor und Journalist, zur Zeit bei der israelischen Tageszeitung 'Haaretz'. Er beschreibt Operationen der israelischen Geheimdienste Mossad und Aman im Iran: "Dass Israel als letzte Option zumindest die drei entscheidenden Fabriken in Natans, Isfahan und Arak angreifen könnte, ist nicht auszuschließen, allerdings nur in Absprache mit den USA. Dennoch konzentrieren sich Israels Geheimdienste zunächst auf andere Optionen [...]. Der Mossad und der Militärgeheimdienst Aman [...] [versuchen], das Atomprogramm zu sabotieren, indem Computer oder das Stromnetz attackiert und wichtige Forscher unter Druck gesetzt oder vom Projekt entfernt werden." Und: "Professor Ardashir Hosseinpour starb Mitte Januar 2006 unter mysteriösen Umständen. Sechs Tage danach berichteten iranische Medien, der iranische Atomwissenschaftler sei gestorben, nachdem er 'Qualm' eingeatmet hatte. Vergangene Woche nun vermutete das US-Beratungsunternehmen 'Stratfor', das auf Geheimdienste spezialisiert ist, Hosseinpour sei von Israels Auslandsgeheimdienst Mossad vergiftet worden." Das klingt nach Aufklärung. Ist es vielleicht auch. Aber die Information ist verpackt in Gedanken, die die Leser mit der Vorstellung eines Angriffs Israels auf den Iran vertraut machen (sollen). Es ist unverblümt von Angriff die Rede. 'Für Israel sind alle Szenarien denkbar' ist der Artikel überschrieben.

Dann gibt es auf dieser im Politikteil platzierten Doppelseite mehrere Artikel von Tobias Kaufmann. Er ist ein Autor, der schon mehrfach durch seine reißerische, demagogische Art aufgefallen ist. Auf Seite 1 der Wochenendbeilage der Sylvesterausgabe 2006 kann er sich über Israels Krieg gegen den Libanon ausbreiten und in seiner demagogischen Art suggerieren, es sei die Hisbollah gewesen, die mit der 'Entführung' von israelischen Soldaten den Krieg herbeigeführt habe. Am 9.1.2007 füllt er fast eine ganze Seite im Kulturteil und hält ein Plädoyer für das Recht auf Feinde und Gewalt ('Hilter wurde mit Gewalt beseitigt, mit brutaler Gewalt sogar'). Die Hinrichtung 'Saddam Husseins' sei nicht der richtige Moment, gegen die Todesstrafe aufzutreten. Und am 17.2.2007 klassifiziert er Putins Aufsehen erregende Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz, die uns eine Ahnung davon gibt, wie die US-amerikanische Geostrategie Russland ins Visier nimmt, als 'Kulturschock der Woche' (siehe dazu auch den Artikel über die Rede Putins). Auf ganzer Linie arbeitet er an der Demontage wesentlicher abendländischer Wertvorstellungen.

Wer ist Tobias Kaufmann? Er ist Mitglied in Henryk M. Broders alles andere als seriös zu bezeichnendem Netzwerk 'Die Achse des Guten' (einem Bestandteil der USA-Israel-Lobby), war Autor und Reporter für das ORB-Fernsehen und dann Redakteur der Wochenzeitung 'Jüdische Allgemeine', der Zeitung, die am 17.3.2005 Henryk M. Broder in einem Artikel mit dem Titel 'Freispruch für Israel' schreiben läßt: "Israel ist heute mehr Täter als Opfer. Das ist auch gut und richtig so. Es macht mehr Spaß Täter statt Opfer zu sein." Seit 1. Oktober 2006 ist Tobias Kaufmann Redakteur beim Kölner Stadt-Anzeiger und spielt dort - offenbar ressort-übergreifend - eine äußerst fragwürdige Rolle.

Den Memri-Autor Wahied Wahdat-Hagh läßt der Kölner Stadt-Anzeiger im Artikel 'Das Atomprogramm bleibt Staatsräson' wie folgt zu Wort kommen: "Der Iran ist fest entschlossen, sein Urananreicherungsprogramm entgegen der Resolution 1737 der Vereinten Nationen umzusetzen. Teheran besteht auf seiner Position, im Rechtsrahmen der internationalen Atomenergiebehörde zu handeln und Uran anreichern zu dürfen. Ein Kommentator der Zeitung 'Kayhan', die als Sprachrohr der religiösen Führung gilt, verkündete gar, der Westen werde gezwungen sein, Irans Position zu akzeptieren." Das klingt alles in allem sachlich, wäre da nicht ein kleines Wort: das Wort 'gar'. Dieses eine Wort fällt kaum auf, aber es reicht, das völkerrechtlich korrekte Verhalten des Iran als irrwitzig hinzustellen. Unvorstellbar, daß der 'Westen' den Iran bei Schritten im Rahmen des völkerrechtlich verbrieften Rechts gewähren läßt, wenn dies den Interessen der USA widerspricht.

Dann schreibt der Memri-Autor über Dissidenten. Dissidenten sind immer beliebte Objekte, wenn sie im gegnerischen und nicht im eigenen Machtbereich auftreten. Aber in diesem Fall handelt es sich um Dissidenten im Iran, die deshalb von großer Bedeutung sind. Wahied Wahdat-Hagh gibt ihnen mit folgender Passage Raum: "Akbar Ganji, ein islamischer Dissident, warnt jedoch vor allen Flügeln des herrschenden Systems. Er ist zwar gegen einen Krieg, betont aber, dass ein Wandel auch mit den Reformislamisten im Rahmen der herrschenden Verfassung und ihrer Diktatur nicht möglich sei. So erkennt die iranische Staatsdoktrin die Existenz des Staates Israel nicht an. Zudem sollen nach Ansicht des Establishments alle prowestlichen Regierungen in der islamischen Welt gestürzt werden. Ein solches Konzept scheint in der Tat grundsätzlich ein Hindernis für die Demokratisierung der Region zu sein. Für die iranischen Dissidenten verschiedener Richtungen ist die Hoffnung auf einen inneren Reformprozess deshalb erschöpft. Sie wünschen sich einen grundlegenden Wandel. Dies aber scheint innerhalb eines totalitären Regimes nicht möglich." Heißt das: die Dissidenten sind gegen einen Krieg, aber Krieg ist die einzige Lösung? Heißt das: ein Staat, der insbesondere die Existenz des Staates Israel nicht anerkennt, hat keine Existenzberechtigung und muß deshalb beseitigt werden?

Tobias Kaufmann ist jemand, der es versteht, sich selbst Fragen zu stellen und sie dann auch gleich zu beantworten, z.B. Frage 3: "Welche Befürchtungen verknüpfen sich mit Irans Atomprogramm?" Antwort: "Vor allem die Bombe in Verbindung mit dem derzeitigen Regime stellt eine Gefahr dar. Teile der politischen Führung des Iran, darunter Präsident Ahmadinedschad, sind radikale Islamisten, die den 'Märtyrertod' als erstrebenswert ansehen. Deshalb könnten sie rationalen Argumenten wie der drohenden eigenen Vernichtung - die im Kalten Krieg das 'Gleichgewicht des Schreckens' ermöglichte - nicht zugänglich sein. Israel fürchtet, der Iran könnte seine Rhetorik von einer 'Welt ohne Zionismus' in die Tat umsetzen. Der Iran könnte zudem Atomwaffen Terrorgruppen wie der libanesischen Hisbollah-Miliz zugänglich machen." Tobias Kaufmann konstruiert in dieser von Unterstellungen durchsetzten Antwort das Feindbild, wie es für einen Krieg benötigt wird.

Und im Artikel 'USA erhöhen den Druck - Washington behält sich alle Optionen vor - auch einen Krieg' schreibt Tobias Kaufmann: "Clawson und Eisenstadt [...] wollen einen Präventivschlag [...] nicht ausschließen. Der republikanische Senator John McCain hält einen nuklearen Iran für das schlimmstmögliche Szenario, schlimmer noch als einen Krieg gegen das Mullah-Regime. 'Ich möchte kein militärisches Vorgehen. Aber ich kann es nicht ausschließen', sagt auch er." Heißt das: er möchte keinen Krieg, aber geführt werden muß er?

Den republikanischen Senator John McCain kennen wir. Er tritt in seiner scharfmacherischen Art mit 'schöner' Regelmäßigkeit bei den jährlichen Münchner Sicherheitskonferenzen auf. Wer aber sind Clawson und Eisenstadt, die einen Präventivschlag gegen den Iran nicht ausschließen wollen? Patrick Clawson und Michael Eisenstadt - so erfahren wir - arbeiten für das 'Institut für Nahost-Politik' in Washington. Das suggeriert Neutralität. Der eigentliche, englischsprachige Name lautet etwas anders: 'Washington Institute for Near East Policy'. Mitglieder im 'Board of Advisors' dieses Think Tanks sind u.a. Lawrence S. Eagleburger, Alexander Haig, Max Kampelman, Samuel W. Lewis, Edward Luttwak, Michael Mandelbaum, Robert McFarlane, Martin Peretz, Richard Perle, James Roche, George P. Shultz, R. James Woolsey,... Bei vielen Namen stutzen wir. Aber bei einem stockt uns regelrecht der Atem: Richard Perle, treibende Kraft im 'Project for a New American Century' (PNAC), das die Festigung und Ausweitung der weltweiten Vorherrschaft der USA plant, und Leiter der 'Study Group on a New Israeli Strategy Toward 2000' und in diesem Zusammenhang Verfasser eines Papiers von 1996 mit dem Titel 'A Clean Break - A New Strategy for Securing the Realm' [Ein sauberer Bruch - Eine neue Strategie zur Sicherung des Reichs], eines Papiers, das den friedenspolitischen Weg im Nahen Osten aufkündigt und Kriege zunächst gegen den Irak, dann gegen den Libanon und schließlich gegen Syrien und den Iran postuliert.

Spätestens jetzt wissen wir, woher der Wind weht. Jetzt können wir uns vorstellen, wer Tobias Kaufmann ist und woher er seine Inspirationen bezieht, wo die Ideen zu dieser Doppelseite geboren sind und in wessen Köpfen der 'Herr der Bombe' entstanden ist. Es sind die Köpfe der tatsächlichen Herren der Bombe, die planen, den Iran mit dieser Bombe anzugreifen.


Reaktionen:

Tobias Kaufmann am 9.3.2007, 23:30 Uhr, auf der website 'Achse des Guten': Endlich berühmt!

Was ist schon ein Pulitzer-Preis oder etwas ähnliches gegen eine Würdigung wie diese hier?

Jemand von der “Arbeiterfotografie”, einem Zusammenschluss von Verschwörungstheoretikern, mutigen Dissidenten gegen Kapitalismus-USA und Israel sowie Fotokünstlern des sozialistischen Realismus (oder umgekehrt), hat sich extra hingesetzt und für ein laaaaanges Enthüllungswerk über mich und den Kölner Stadt-Anzeiger die Räder seiner antiimperialistischen Assoziationskettenmaschine auf schwindelerregende Umdrehungszahlen gesteigert, ohne dass ein starkes Hirn diese zum Stillstand hätte bringen können. Der Enthüller enthüllt nicht nur, dass ich zu “Henryk M. Broders alles andere als seriös zu nennenden” Netzwerk “Die Achse des Guten (einem Bestandteil der USA-Israel-Lobby)” gehöre. Seit Oktober 2006 bin ich darüber hinaus auch noch Redakteur beim Kölner Stadt-Anzeiger und spiele “dort - offenbar ressort-übergreifend - eine äußerst fragwürdige Rolle.” Jetzt weiß ich endlich, was ich den ganzen Tag mache. Und vor allem: warum ich es mache! ...

Und morgen überfalle ich mit Wahdat, Yossi, George und Henryk den Iran. Yalla!

Gästebuch-Eintrag 10.03.2007, 09.18 Uhr, von 'Eine Kölnerin': Sie werden es nicht glauben!!!

Ja, Sie werden es nicht glauben: Im Rhein, zwischen Köln udn Bonn befindet sich ein U-Bott, entwickelt in Israel, gesponsert von den USA. An wen gesponsert, werden Sie sich fragen. Ganz einfach, an den Kölner Stadt-Anzeiger, getarnt als iranisches U-Bott, damit Herr T. Kaufmann der wie Sie feststellen, die Israel- und US-Lobby vertritt und wahrscheinlich in Wirklichkeit ein Top-Agent des CIA ist, einen richtigen Knaller veröffentlichen kann.

Gästebuch-Eintrag 10.03.2007, 15.58 Uhr, von 'Elke': Anmerkungen einer nichtphotographierenden Nichtarbeiterin

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem beeindruckenden Text "Kein Krieg! Drohender Kriegsschauplatz Iran..."

So muss Satire sein: Auf den Punkt genau und treffend. Selten wurden die wirren Theorien der antisemitischen Verschwörungsdeppen so auf den Punkt genau karikiert wie in diesem süffisanten Beitrag.

Allein schon die Einleitung persifliert aufs Treffliche, wie dumpfe Israel-Ressentiments funktionieren: "Das Ende des Ultimatums gegen den Iran nähert sich. Wir lesen hier, und wir lesen dort. Und nach und nach reift die Frage heran: welchen Bezug hat die Doppelseite zu Israel und seinen Geheimdiensten?"

Ein köstlicher Beginn, dem weitere Perlen folgen - Kompliment an den Autor, der es geschafft hat, in diesen wenigen Zeilen auf vorbildliche Art und mit spitzer Feder sämtliche antisemitschen, antiamerikanischen und antiisraelischen Ressentiments aufs Korn zu nehmen.

Dieser Beitrag hat mich endgültig überzeugt: Ich möchte ihr erfrischendes Satiremagazin abonnieren!

Gästebuch-Eintrag 12.03.2007, 15.15 Uhr, von 'Edith Lingen, Köln': 'Herr der Bombe' - Vorbereitung zum Iran-Krieg

Ich möchte mich herzlich für die scharfen Kriegs-Analysen und die Kritik am Artikel des Kölner Stadtanzeiger vom 8.2.07 (Auf Kollisionskurs) bedanken. Jedenfalls bin ich inzwischen höllisch wachsam gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger geworden und habe mir deshalb auch Webseite "Achse des Guten" des Stadtanzeiger-Redakteurs Tobias Kaufmann u.a. angeschaut. Wenn dort schon steht: "Achgut.de ist das ideale Medium für Unternehmen und Institutionen, die den Kontakt mit einer aufgeschlossenen Zielgruppe suchen. Schalten Sie eine Anzeige!" ist für mich jedenfalls schon kein neutraler Journalismus zu erwarten. Man redet denen eben nach dem Mund, von denen man etwas erwartet. Nach Kurt Tucholsky jedenfalls die typischen Lohnschreiber also. Und deshalb ist es auch kein Wunder, dass Kaufmann auf die Analyse der Arbeiterfotografie nicht sachlich reagiert, sondern wie ein postpubertierendes Pickelgesicht albern herumkaspert. Mit dieser angesichts einer bevorstehenden Kriegssituation völlig unangemessenen Reaktion hat er sich damit als ernstzunehmender Journalist selbst ins Aus gestellt.



Anhang

'Die Achse des Guten' und Werbung für Diktatur und Holocaustleugner

AF, 15.3.2007 -- Auf der website 'Die Achse des Guten' von Spiegel-Schreiber Henryk M. Broder finden wir eine Anzeigen-Spalte. Dort wird u.a. für die 'Kellmann-Stiftung Humanismus und Aufklärung' geworben. Humanismus und Aufklärung: das klingt gut. Aber was verbirgt sich dahinter?

In der Satzung lesen wir: " Zweck der Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der auf Humanismus und Aufklärung basierenden rationalen und damit nach Auffassung des Stifters notwendig säkularen, liberalen und ideologiefreien Ethik..." Und die Satzung gibt Preis, was Ideologie ist und was nicht: "Ideologie im Sinne dieser Satzung ist jede öffentlich wirksame Weltanschauung, die nicht streng an den Grundsätzen wissenschaftlicher Rationalität und Objektivität orientiert ist. Humanismus, Aufklärung, Rationalität, Menschenrechte und darauf fußender Liberalismus sind keine Ideologien im Sinne dieser Satzung."

Desweiteren benennt die Satzung die ökonomischen Leitbilder der Stiftung: "Wesentliche inhaltliche Orientierungsmarken ergeben sich aus den Werken von... Adam Smith, Ludwig von Mises und Milton Friedman." Das sind die Vordenker des ungezügelten Kapitalismus, des so genannten neoliberalen Projekts, das erstmals - tatkräftig gefördert von der Chicago-Schule Milton Friedmans, der so genannten 'Chicago Boys' - in Chile mit Hilfe der von den USA herbeigeführten Militärdiktatur General Pinochets umgesetzt wurde. Unter dem Leitspruch Augusto Pinochets 'Die Demokratie muß gelegentlich in Blut gebadet werden' bedeutete dies (nach attac-Bildungsbaustein Neoliberalismus) auch: "Privatisierung und Deregulierung der Wirtschaft, begleitet durch das Verbot von Parteien und Gewerkschaften."

Und schließlich geht es auf der website der Stiftung um ein Buch mit dem Titel 'Demozid - der befohlene Tod', und wir finden dazu ein Interview mit dessen Autor, US-Historiker Rudolph Joseph Rummel, in dem dieser den Holocaust an den Indianern leugnet. Er kann im Rahmen des Interviews ungestraft äußern: "In den USA haben wir es tatsächlich mal mit 150 hier, mit 200 da oder 74 Opfern an einem anderen Ort zu tun. Natürlich summiert sich das, aber eben nur auf eine niedrige Zahl im Tausenderbereich und nicht im Hunderttausenderbereich." Während er auf diese Weise den Massenmord an den Indianern - deren Ausrottung - herunterspielt, betont er, "dass etwa von der UdSSR drei mal mehr Menschen ermordet wurden als von Nazideutschland. Oder dass 1,8 Millionen Deutsche nach dem Zweiten Weltkrieg Opfer eines Genozids wurden, dem man sich hier immer noch lediglich mit der Bezeichnung 'Vertreibung' nähern darf, ohne in die revisionistische Schmuddelecke gestellt zu werden." (zitiert aus der Einleitung zum Interview) Übernommen ist das Interview aus der Zeitschrift 'Eigentümlich frei', einer Zeitschrift, die sich rühmt von der - von Henryk M. Broder höchstpersönlich so titulierten - "rechten Wochenzeitung 'Junge Freiheit'" gelobt zu werden: "Die 'Junge Freiheit' attestiert [der Zeitschrift 'Eigentümlich frei'] eine 'brilliante Polemik'." So lesen wir auf der Einstiegssteite von 'Eigentümlich frei'.

Unterstützung findet diese 'Forschung' des Rudolph Joseph Rummel u.a. von der 'Advanced Research Projects Agency' des US-Verteidigungsministeriums. (nachzulesen auf der website der Universität von Hawaii, wo Rummel zuletzt 'gelehrt' hat)


Weiterer Beitrag zum drohenden Kriegsschauplatz Iran:
Der nächste Krieg in Sicht - Wann fallen US-Bomben auf Teheran?
Michael Opperskalski in 'Geheim', Ausgabe vom 31.3.2007

Alle Beiträge zum Iran im Überblick:
Tagebuch Iran
Notizen aus dem Kontext des drohenden Krieges gegen den Iran
Die 'Welt', ein 'genialer Netzwerker' und der Angriffskrieg gegen den Iran
Anmerkungen zu einem Artikel in der 'Welt', 12.2.2006
"Den Terroristen in den Regierungen unserer so genannten zivilisierten Welt das Handwerk legen"
Rede von Bernd Klagge am 8.2.2006 im Rahmen einer Mahnwache des Bonner Friedensbündnisses gegen Propaganda und Krieg und für Völkerfreundschaft auf dem Münsterplatz in Bonn
Was die Kriegspropagandisten von sich geben
Äußerungen von Angela Merkel, George W. Bush, John McCain, Joseph Lieberman, Donald Rumsfeld, Condoleezza Rice, John Bolton, Ehud Olmert (Stand: 29.4.2006)
US-Dollar oder 'Mini-Nukes' - Der Iran plant Öl-Börse auf Euro-Basis, was Milliardenverluste für die USA bedeuten kann
Betrachtung von Dietrich Zeitel auf der website der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft e.V. Hamburg (swg), 25.02.2006
Stoppt den Krieg gegen Iran, bevor er beginnt! - Stop the war on Iran before it starts!
Internationaler Appell - Online-Petition
Keinen Krieg gegen den Iran - für eine politische Lösung!
Ein Aufruf der 'Kooperation für den Frieden' (Zusammenschluss verschiedener Friedensorganisationen) und des Bundesausschusses Friedensratschlag - veröffentlicht in der 'Frankfurter Rundschau' am 18.3.2006
Israel, Iran und die Atomwaffen
Knut Mellenthin in 'junge Welt' vom 19.10.2005
'Israel von der Landkarte löschen' - Der Krieg gegen den Iran hat längst begonnen
Über die angeblichen Äußerungen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, 9.3.2006 (zuletzt erweitert am 9.4.2006)
Bomben auf den Iran? - Gedanken zum Iran-Krieg
Artikel von Prof. Georg Meggle, 18.1.2006
Kriegspropaganda für die Massen - Feindbild Iran
Veröffentlichungen aus 'Bild' und 'Bild am Sonntag' ab Dezember 2005
Leugnet Irans Präsident den Holocaust oder legt er die Finger in die Wunde des Westens?
Eine Analyse der Medienrhetorik auf dem Weg zum Krieg gegen den Iran, 3.4.2006 (erweitert am 9.4.2006)
Eine gelungene Infektion
Über die Funktion eines Horst Mahler in der kriegsvorbereitenden Propagandakampagne gegen den Iran, 14.4.2006
DOES IRAN'S PRESIDENT WANT ISRAEL WIPED OFF THE MAP AND DOES HE DENY THE HOLOCAUST?
An analysis of rhetoric in media on its way to war against Iran - Commenting on the alleged statements of Iran's President Ahmadinejad
Wer nicht mitspielt, ist Antisemit
Wie die 'taz' den Planungen der USA für einen Atomkrieg gegen den Iran begegnet, 22.4.2006
Der 'Satan' fordert "Regierung, gewählt von den Menschen... seien sie Muslime, Christen oder Juden"
Irans Präsident Ahmadinedschad am 14.4.2006 im Rahmen der 'Third International Qods Conference' zur Situation in Palästina, 22.4.2006
Iran: Dreck, Teufel, Pfeifen und Pfifferlinge
Was die 'westlichen' Medien aus Ahmadinedschads Äußerungen vom 28.4.2006 machen
USA: Dialog mit Iran nutzlos - oder: Was ein Feindbild zunichte machen könnte, muß vernichtet werden
Der Brief des iranischen Präsidenten, Mahmud Ahmadinedschad, an den Präsidenten der USA, George W. Bush, von Anfang Mai 2006 und die Reaktionen darauf
Genug ist genug! - 'Nur' Verbrechen gegen die Menschheit oder schleichender Völkermord?
Eine Dokumentation von Ellen Rohlfs zur Situation in Palästina, 2005/2006
Von Nazis nicht für einen Krieg gegen den Iran einspannen lassen!
Über die Rolle einer von Nazis angemeldeten Pro-Iran-Demo am 17.6.2006 in Frankfurt-Sachsenhausen
Wie wir dem Krieg den Weg bahnen
Eine Überlegung zur Strategie für einen Krieg gegen den Iran, 4.6.2006
Auf dem Weg zum Höhepunkt der Kriegspropaganda
Eine Betrachtung über den 'Spiegel' vom 29.5.2006 und das darin enthaltene Interview mit dem iranischen Präsidenten
War is Brewing - Krieg braut sich zusammen...
Das Kapital verlangt von der US-Regierung irgendeinen Angriff zur Stabilisierung des Kapitalismus - Betrachtung von Daniel Neun (0815-Info), 22.6.2006
Der Gerechtigkeit halber
Strafanzeige gegen Günther Beckstein, Innenminister Bayerns, und Michel Friedman, ehem. stellv. Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, wegen Beleidigung des Staatspräsidenten des Iran, mit einem Gespräch zwischen Armin Fiand und Alexander Boulerian
Der Gerechtigkeit halber (2)
Strafanzeige gegen die Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, wegen Beleidigung des Staatspräsidenten des Iran
'Wipe off the Map' als Fälschung bestätigt
Wichtige Erkenntnisse des Guardian-Journalisten Jonathan Steele über das angebliche Zitat des iranischen Präsidenten, Israel müsse von der Landkarte getilgt werden
"Seien Sie herzlich gegrüßt!"
Brief von Irans Präsident Ahmadinedschad an Bundeskanzlerin Merkel vom 20.7.2006
"Noble Americans - Ehrenwerte Amerikaner"
Brief von Irans Präsident Ahmadinedschad vom 29.11.2006 (in der englischen Fassung)
Das Lügennetz über dem Iran
Analyse des österreichischen Autors Malte Olschewski über die manipulierte Berichterstattung über den Iran und seinen Präsidenten Ahmadinedschad
Verhindern Sie diesen Krieg!
Offener Brief an Bundeskanzlerin Frau Angela Merkel, 19.2.2007
Herr der Bombe
Wie wir vom Kölner Stadt-Anzeiger mit dem Gedanken eines Krieges gegen den Iran vertraut gemacht werden sollen - über eine Veröffentlichung vom 8.2.2007
Der nächste Krieg in Sicht - Wann fallen US-Bomben auf Teheran?
Michael Opperskalski in 'Geheim', Ausgabe vom 31.3.2007
Desinformation im 'Kölner Stadt-Anzeiger'
Äußerungen von Mohamed ElBaradei am 24.5.2007 in Sachen Iran