Kriegsschauplatz Irak
Davidstern - Das Foto, das auf der Titelseite der New York Times fehlte
Artikel von Thomas Immanuel Steinberg vom 28.5.2004

Im Foltergefängnis Abu Ghraib zeigt ein Mann in Dienstuniform seinen tätowierten Oberarm. Zu erkennen sind ein Skorpion mit aufgestelltem Stachel und die israelische Fahne mit dem Davidstern.

veröffentlich bei 'counterpunch' mit der Bildunterschrift 'A guard at Abu Ghraib prison'

Das Foto dieser Szene kam nicht auf die Titelseite der New York Times. Counterpunch veröffentlichte es. Der Anblick hat mich sehr bedrückt. Warum?

Meine Familie

Meine Mutter war Jüdin, ihr Vater hat im KZ Buchenwald gelitten. Der eine Bruder flüchtete mit sechzehn nach England und wurde dort als feindlicher Ausländer interniert. Der andere litt im KZ Theresienstadt, die Schwester im Arbeitslager. Auch der Vater meines Vaters war Jude. Eine meiner Urgroßmütter, zwei Großonkel und zwei Großtanten wurden im KZ Auschwitz ermordet.

Meine Eltern haben den Nazi-Terror überlebt, und ich konnte im August 1945 geboren werden. Ich besuchte in Berlin das Französische Gymnasium. Das war die Schule mit dem größten Anteil jüdischer Schülerinnen und Schüler. Ich habe dort, und vor allem in den Ferien, mit Feuereifer Französisch gelernt, später auch Englisch, denn meine Eltern warnten mich: Eines Tages könnte ich gezwungen sein, vor deutschen Antisemiten zu fliehen und im Ausland unterzutauchen. Israel hatte ich als Fluchtort im Blick, zumal entfernte Verwandte und Freunde meiner Eltern dort Zuflucht gefunden hatten. Allerdings war ich seit der Pubertät nicht mehr religiös. Ich habe anderthalb Jahre meines Lebens in den USA verbracht und mich mit Juden zusammen gegen den US-amerikanischen Rassismus und den Vietnam-Krieg eingesetzt. In Deutschland war ich dreizehn Jahre lang Mitglied einer Partei, die politische Heimstatt war für zahlreiche jüdische Widerstandskämpfer und Verfolgte des Nazi-Regimes. Meine Tochter hat in Hamburg im einem Judaica-Verlag gearbeitet und in Berlin im Jüdischen Museum.

Die Politik Israels

Auf der Grundlage des Tagebuchs von Moshe Sharett, dem israelischen Außenminister von 1948 bis 1956 und zeitweiligen Ministerpräsidenten, hat Livia Rokach, die Tochter des Innenministers unter Sharett, beschrieben, was die israelischen Politiker während meiner Kindheit und ihrer Jugend trieben. Das Ziel war, wie man auch bei den israelischen Autoren Michel Warschawski oder Ran HaCohen nachlesen kann, Israels Herrschaft auf Kosten aller Nachbarländer auszudehnen, zum Schaden der fremden und der eigenen Bevölkerung. Dasselbe Ziel verfolgt die israelische Politik bis heute. Sie unterdrückt, quält und mordet. Damit stachelt sie nicht-jüdische In- und Ausländer zu Handlungen auf, die als Rechtfertigung für weitere Ausdehnung herhalten können.

Die Israel-Politik der USA

Die USA haben Israels politische Ziele gefördert und fast immer seine Mittel gebilligt. Heute unterscheidet sich die Politik der US-Regierung von der Israels nicht mehr: Hohe Verwaltung, Massenorganisationen und Mehrheitspresse verfolgen in beiden Ländern die gleiche Linie. US-amerikanische Juden arbeiten Seite an Seite mit notorisch antisemitischen Evangelikalen und Skull & Bones-Korporierten an der Ausdehnung Israels und des US-amerikanischen Imperiums.

Die Wirkung der israelisch-US-amerikanischen Politik

Die Mehrheitspolitik der USA und Israels weckt Haß. Teilweise bleibt der Haß stumm, manchmal wird er laut und gewalttätig, sowohl im eigenen Herrschaftsgebiet wie außerhalb. Der Haß richtet sich nach und nach nicht allein gegen die Politiker und ihre Politik, sondern mehr und mehr auch gegen US-Amerikaner und Israelis allgemein. Da nicht nur US-amerikanische Juden, sondern auch große jüdische Verbände, wie der französische Zentralrat der jüdischen Organisationen, CRIF, die israelisch-US-amerikanische Politik unterstützen, werden die Juden allgemein wieder zur Zielscheibe der Kritik und des Hasses. Zum Glück sind die jüdischen Gegner der israelischen und der US-amerikanischen Politik nicht mundtot. Sie können den jüdischen und nicht-jüdischen Greueltätern ebenso entgegen treten wie Nicht-Juden.

Der Antisemitismus ist verbreitet, in Deutschland, in Polen, in Rußland, auch in den USA. Antisemitismus ist ein Defekt der Antisemiten, nicht der Juden. Zugleich empört die israelisch-US-amerikanische Politik jeden, der hinschaut. Besonders unter den nicht-jüdischen Anhängern des US-Imperialismus läßt sich der Antisemitismus leicht für politische Zwecke revitalisieren. Die Herrschenden werden sich nicht scheuen, „den Juden dem Neger zum Fraß“ hinzuwerfen, wie Jean Améry bemerkte. Sie können Israelis und Juden fallen lassen, ebenso, wie sie ihnen heute Platz gewähren.

Denn der Judenhaß sitzt tief. Jeden Tag, den die USA und Israel länger mordbrennend den Irak „demokratisieren“ und je länger die Palästinenser gequält werden, an jedem dieser Tage wächst der Stoff, aus dem der Antisemitismus sich sein Rechtfertigungsmäntelchen schneidert. Und dann krempelt ein israelischer Gefängniswärter, Dolmetscher oder Folterer in Abu Ghraib den Ärmel hoch und zeigt stolz den eintätowierten Davidstern.

Wenn der Antisemitismus wieder aufflammt und Juden in die Flucht schlägt: Wohin sollen sie dann fliehen? Israel ist keine Hoffnung, keine Zuflucht und keine mögliche Heimat mehr.

Quelle: http://www.steinbergrecherche.com/davidstern.htm


Weiterer Beitrag zum Kriegsschauplatz Irak:
Die neuen Nazis marschieren
Ein Schrei des Entsetzens - von Andreas Vogel, November 2004

Alle Beiträge zum Irak im Überblick:
Frieden ist Menschenrecht!
Rede von Angelika Claußen (IPPNW) bei der Demonstration gegen den geplanten Irak-Krieg, Berlin, 15.2.2003
Der Krieg gegen den Irak: ein vorsätzliches großes Verbrechen
Stellungnahme zum Krieg gegen den Irak von Dr. Detlef Enge-Bastien, Arzt für Innere Medizin im Krankenhaus Bitburg - im Auftrag der IPPNW 1991 für vier Monate im Irak, 23.3.2003
US-Doktrin: Zerstörung der Lebensgrundlagen eines Staates
Aus dem Vortrag "Krieg gegen Irak - Frieden schaffen mit aller Gewalt?" von Jürgen Rose, Oberstleutnant der Bundeswehr - gehalten u.a. am 21.1.2003 in Köln
"Das ganze hat überhaupt nichts mit Öl zu tun."
Die irakische Ölindustrie verstaatlicht und diesen Schritt auch noch propagandistisch ausgeschlachtet: das geht zu weit - Betrachtungen von Andreas Neumann vom 12.3.2003
Das große Spiel - Worum es geht
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Eine Etappe auf dem Weg zur Weltherrschaft - Bush, Cheney, Rumsfeld & Co. arbeiten an ihrem 'Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert'
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Tödliche Technologie - Deutsche Rüstungskonzerne mischen beim Bombenkrieg gegen den Irak kräftig mit
Artikel von Ralf Wurzbacher in 'junge Welt' vom 7.4.2003
Aber heute geht es um Demokratie und Menschenrechte
Schlaglichter aus der Geschichte des Kampfes um Öl - Faktenzusammenstellung ausgehend von der Sendung des WDR-Fernsehens 'Blut und Öl' vom 28.3.2003
Ergebnisse der 'Operation Freiheit für den Irak'
Aus der Seite www.aljazeerah.info/News%20Photos/Photos%20of%20Iraq%20war%20victims.htm
Davidstern - Das Foto, das auf der Titelseite der New York Times fehlte
Artikel von Thomas Immanuel Steinberg vom 28.5.2004
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Ein Schrei des Entsetzens - von Andreas Vogel, November 2004
Das verborgene Massaker von Falludscha - Fallujah
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Was wir über den Vorgang, der als Entführung von Susanne Osthoff veröffentlicht wurde, wissen
Zusammenfassende Betrachtungen von Andreas Vogel, 21.12.2005 (ergänzt am 8.1.2006)
Das Wunder von Bakuba
Eine als 'Terroristenführer' bezeichnete und 'al Sarkawi' genannte Person soll getötet worden sein, 9.6.2006
Krebs in Falludscha
Aufsehenerregende Studie: Zur Hinterlassenschaft der US-Armee im Irak gehören die Folgen des Einsatzes von Uranmunition - Karin Leukefeld, Damaskus, am 31.8.2010 in 'junge Welt'

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'Die Akte Saddam' - Kriegspropaganda oder zutreffende Information zum richtigen Zeitpunkt?
Zur Kampagne des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel' und anderer Medien im Vorfeld des geplanten Kriegs gegen den Irak
Der CIA-Mann und Halabja - Zur angeblichen 'Wahrheit' über den Giftgasangriff auf die Kurden
Artikel von Ulla Jelpke in 'junge Welt' vom 6.2.2003
Inmitten einer Propagandaschlacht
Über Jan Keetmans Angriff - in 'ak' vom 21.2.2003 - auf den Ex-CIA-Mitarbeiter Pelletiere, die 'junge Welt' und die 'Friedensfreunde'

Alle Beiträge zur Powell-Show im Überblick:
"Monster-Gesellschaft"
US-Außenminister Colin L. Powell's Show vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 in den Medien
Behauptungen, die Beweise genannt werden
Aus der Show von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 (in deutscher Übersetzung)
Statements called evidence
Parts of the show of the Secretary of State Colin L. Powell to the United Nations Security Council, February 5, 2003 (Englisches Original - english original)
"Wir dürfen nicht vor dem zurückschrecken, was vor uns liegt" - vor den Verbrechen, die wir planen
Auszüge aus der Rede von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003
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Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 4: Der zweite Gerichtstermin (am 19.10.2005) mit der Saddam Hussein genannten Person
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Ist die im Rahmen von angeblicher Gefangennahme und Prozeß Saddam Hussein genannte Person tatsächlich Saddam Hussein? - 22.10.2005 (zuletzt überarbeitet am 26.10.2005)