Kriegsschauplatz Irak - 'Massaker' von Halabja |
Inmitten einer Propagandaschlacht Über Jan Keetmans Angriff - in 'ak' vom 21.2.2003 - auf den Ex-CIA-Mitarbeiter Pelletiere, die 'junge Welt' und die 'Friedensfreunde' Am 31.1.2003 erschien in der 'New York Times' ein ungewöhnlicher Artikel von Prof. Stephen C. Pelletiere über das Massaker von Halabja im Jahre 1988, in dem er ausführt, der Iran (nicht der Irak) sei dafür verantwortlich. Rainer Rupp hat diese Betrachtungen dem deutschsprachigen Publikum mit einem Artikel in der 'jungen Welt' vom 3.2.2003 zugänglich gemacht. Dagegen geht Jan Keetman in der Monatszeitung 'analyse und kritik - zeitung für linke debatte und kritik' in der Ausgabe vom 21.2.2003 zum Angriff über. Jan Keetman in 'ak': "Ebenso wenig zu den Umständen vor Ort passt die Behauptung, der Iran sei für den Giftgasangriff verantwortlich gewesen. Die Stadt war ja bereits in iranischer Hand. Außerdem konnte der Iran kein Interesse daran haben, durch ein derartiges Massaker die irakischen Kurden gegen sich aufzubringen. Die Überlebenden flohen nach dem Angriff ja auch in Richtung Iran und beschuldigen seither einhellig den Irak. Wer so etwas durchgemacht hat, der flieht nicht als erstes zum Verursacher und erfindet nicht rasch aus politischen Gründen einen Schuldigen. Weder Pelletiere noch die junge Welt gehen irgendwie darauf ein, dass die Beschuldigungen gegen Saddam Hussein zuerst und immer wieder von den Opfern selbst kamen." Um diejenigen, die angegriffen worden sind, gegen die eine oder andere Seite aufzubringen, muß den Opfern tatsächlich klar gewesen sein, von wem der Angriff ausgegangen ist. Das können die Betroffenen nicht mit Sicherheit wissen. Das können die Betroffenen nicht daraus schließen, wer bisher mit ihnen paktiert hat. Deshalb ist es auch ohne Beweiskraft, wenn die Betroffenen in eine bestimmte Richtung fliehen und ihre Beschuldigungen sich in eine bestimmte Richtung wenden. Zum Krieg gehört auch der Kampf um die öffentliche Meinung. In dieser Hinsicht hat sich der Kampf im Gefolge des Massakers zugunsten des Iran verschoben. Die Propaganda-Wirkung, von der der Spiegel am 4.4.1988 schreibt, hat ihre Wirkung getan und entsprach durchaus dem Interesse des Iran. 'Befreundete' Kurden zu 'opfern', um die Weltmeinung für sich zu gewinnen, ist deshalb eine denkbare Möglichkeit, die nicht von vornherein vom Tisch gewischt werden kann. Mit Sicherheit können wir davon ausgehen, daß Opfer der verschiedenen Seiten für die Propaganda ganz unterschiedlichen Wert besitzen. Gerade Massaker sind dabei immer wieder ein 'beliebtes' Objekt, mit dem die öffentliche Meinung manipuliert wird. Schon mehrfach haben sie bei der Kriegspropaganda eine wesentliche Rolle gespielt, 1999 beispielsweise im Krieg der Nato gegen die Bundesrepublik Jugoslawien. Wir erinnern uns an Racak und Rogovo. Das macht mißtrauisch. "Pelletiere sind sie [die Opfer] nur eine Größe, die er zynisch wegdiskutiert", behauptet Jan Keetman. Wie kommt er zu diesem Vorwurf? Woraus schließt er das? Im Gegensatz zu Jan Keetman, der die Folgen des Giftgasangriffs auf Halabja mit drastischen Worten beschreibt, tut Pelletiere das nicht. Pelletieres Anliegen ist die Auseinandersetzung mit der Behauptung, der Irak sei dafür verantwortlich zu machen. Darauf konzentriert er sich. Daraus einen Vorwurf zu konstruieren, ist nicht nachvollziehbar. Jan Keetman wirft Rainer Rupp, der in der 'jungen Welt' geschrieben hat (namentlich genannt wird Rainer Rupp nicht) tendenziöse Übersetzung vor. Das von Pelletiere als 'town' bezeichnete Halabja werde gleich zwei Mal zum 'Dorf'. Mit der Bezeichnung 'Dorf' werde "sowohl die Zahl der Opfer in Frage gestellt, als auch ein Hergang als möglich suggeriert, bei dem Halabja eher zufällig getroffen wurde." Die Übersetzung mag unglücklich sein. Aber Rainer Rupp damit Böswilligkeit zu unterstellen, ist verfehlt. "Der Diktator, der die gefährlichsten Waffen der Welt ansammelt, hat sie bereits gegen ganze Dörfer eingesetzt - wodurch tausende seiner eigenen Bürger getötet, blind oder entstellt wurden..." Auch in diesem Satz ist von Dörfern (villages) die Rede. Nur stammt dieser Satz aus dem jüngsten Bericht des US-Präsidenten Georg W. Bush zur Lage der Nation. Es wäre wohl mehr als unsinnig, Bush unterstellen zu wollen, er wolle damit Saddam Hussein verharmlosen. Jan Keetman in 'ak': "...zu diesem Zeitpunkt unterstützten die USA massiv Saddam Hussein im Krieg gegen den Iran Khomeinis." Trifft diese Behauptung zu? Wenn die USA tatsächlich einseitig den Irak unterstützt hätten, dann hätte es doch nahegelegen, die insbesondere vom Iran propagandistisch genutzten Vorwürfe gegen den Irak zu entkräften. Warum ist dann 1988 die Darstellung, der Iran sei für den Giftgasangriff verantwortlich - wie sie nach Angaben von Pelletiere im Geheimbericht des militärischen Geheimdienstes der USA zu finden ist - von den Medien nicht oder kaum verbreitet worden? Jan Keetman behauptet allerdings: "Unmittelbar nach dem Angriff streute Washington, der Iran oder beide Kriegsparteien gemeinsam seien für das Massaker verantwortlich." Und dann heißt es dort: "Pelletiere greift in einem Artikel in der New York Times die alte Sicht der USA wieder auf." Wo ist 1988 davon zu lesen gewesen? Im 'Spiegel' beispielsweise, der mehr als zwei Wochen über Halabja nicht berichtete und bei dem davon auszugehen ist, daß er der US-amerikanischen Sicht nicht verschlossen ist, ist knapp drei Wochen nach dem 16. März 1988 von einer solchen Behauptung nichts zu lesen. Auch im 'Stern' vom 30.3.1988 nicht. Die 1988 in den deutschen Medien verbreitete Sicht war offensichtlich eine andere als die, die Pelletiere jetzt in der 'New York Times' der verbreiteten Kriegspropaganda entgegengesetzt hat und mit der er einen wesentlichen Eckpfeiler des Gebäudes zur Rechtfertigung des Angriffskrieges gegen den Irak ins Wanken bringt. Über die Strategie der USA in Zusammenhang mit dem Krieg zwischen Irak und und Iran in den 80er Jahren gibt es andere Einschätzungen, als sie von Jan Keetman formuliert werden: "Die USA haben ... beide Seiten so mit Waffen und Satellitenfotos beliefert, daß keiner gewinnen konnte. Die Schwächung beider war das amerikanische wie israelische Ziel. 1990 haben sie ihn vom Angriff gegen Kuwait ausdrücklich nicht abgehalten." (Interview mit Andreas von Bülow in 'junge Welt' vom 8.2.2003 - geführt von Jürgen Elsässer) Was ist das Ziel des Artikels von Jan Keetman? "Doch auch 'Friedensfreunde' in Deutschland nutzen dieses Kriegsverbrechen für ihre speziellen Zwecke", heißt es dort. Soll versucht werden, der Analyse der heute betriebenen Kriegspropaganda im Vorfeld des geplanten Krieges gegen den Irak einen Riegel vorzuschieben. Soll versucht werden die Friedensbewegung in tatsächliche und angebliche 'Friedensfreunde' zu spalten? Das kann doch wohl nicht sein. Eine starke Friedensbewegung, die sich kritisch mit der Propagandaschlacht, in der wir stehen, auseinandersetzt, ist nötiger denn je. Anhang Wer bombardierte Halabja? - Ein Kriegsverbrechen in unterschiedlichen politischen Konjunkturen Artikel von Jan Keetman in 'ak - analyse + kritik - Zeitung für linke Debatte und Praxis' vom 21.2.2003 Der unter dem Namen "Anfal" bekannte Giftgasangriff auf Halabja am 16. März 1988, damals abgedeckelt und verharmlost, wird heute von den USA als Kriegspropaganda instrumentalisiert. Doch auch "Friedensfreunde" in Deutschland nutzen dieses Kriegsverbrechen für ihre speziellen Zwecke. Am Nachmittag des 16. März 1988 bemerkten die BewohnerInnen der kurdischen Kleinstadt Halabja einen seltsamen, für die meisten nicht einmal unangenehmen Geruch, etwa wie süße Äpfel, Gurken oder Parfüm. Nachdem seit fast einem Jahr rebellische kurdische Dörfer im Irak mit Giftgas bombardiert wurden, brauchte den BewohnerInnen von Halabja niemand zu sagen, was der Geruch zu bedeuten habe. Einige versuchten, die Türen in den selbst gebauten Unterständen, in die sie sich vor Bombenangriffen geflüchtet hatten, mit feuchten Tüchern abzudichten, doch Atemnot und ein Gefühl wie stechende Nadeln in den Augen zwangen sie zur Flucht. In den dämmrigen Gassen spielten sich unvorstellbare Szenen ab. Auf den Wegen und in den Toreingängen lagen die Körper toter Menschen und toter Tiere übereinander. Flüchtende lachten plötzlich hysterisch auf und brachen dann zusammen. Andere erblindeten in wenigen Augenblicken. Wer aus der Stadt kam, flüchtete zur nahen iranischen Grenze, aus Angst vor Luftangriffen häufig abseits der Wege durch vermintes Gelände. Heute gilt der Giftgasangriff auf Halabja als Saddams schlimmste Einzeltat und als Beleg der unerhörten Grausamkeit seines Regimes. Das war in den Hauptstädten der großen westlichen Länder nicht immer so. Die Administration von Präsident Bush sen. machte Saddam erst nach der Kuwait-Invasion, gut zwei Jahre später, für Halabja verantwortlich. Unmittelbar nach dem Angriff streute Washington, der Iran oder beide Kriegsparteien gemeinsam seien für das Massaker verantwortlich. Schulter an Schulter mit Frankreich, dem westlichen Hauptwaffenlieferanten Bagdads, drang Washington auf eine völlig neutrale Resolution des Weltsicherheitsrates gegen beide Staaten, die nach sieben Wochen schließlich verabschiedet wurde. Eine andere Resolution hätte Washington auch in ernste Rechtfertigungszwänge gebracht, denn zu diesem Zeitpunkt unterstützten die USA massiv Saddam Hussein im Krieg gegen den Iran Khomeinis. Einer der Akteure von damals, Stephen C. Pelletiere, hat sich nun wieder zu Wort gemeldet. Er war zum Zeitpunkt der Bombardierung von Halabja Professor am Army War College und nach eigenen Angaben der politische Hauptanalyst des CIA während des Irak-Iran-Krieges (1. Golfkrieg) und führend beteiligt an einer Untersuchung der Armee über die mögliche irakische Kriegsführung im 2. Golfkrieg. Wenn Freunde zu Feinden werden Pelletiere greift in einem Artikel in der New York Times die alte Sicht der USA wieder auf. Nach Pelletiere sei es unzweifelhaft klar gewesen, dass Halabja während einer Schlacht zwischen Iranern und Irakern angegriffen wurde. Die kurdischen ZivilistInnen hätten "das Pech gehabt", dazwischen zu geraten. Sicher seien sie aber "nicht das Hauptziel der Iraker" gewesen. Pelletiere beruft sich außerdem auf eine Studie, die die United Staates Defense Intelligence Agency erstellen ließ, in der behauptet wird, die Opfer seien durch Zyanid umgekommen. Giftgas auf Zyanid-Basis habe aber nur die iranische, nicht die irakische Armee besessen. Pelletieres Behauptungen sind zwar in Washington nicht mehr gefragt, beim breiten Publikum, insbesondere in Europa, lassen sie sich aber sicher unterbringen. Die junge Welt sah ihre Chance und machte aus Pelletieres Äußerungen ohne Zutaten an Recherche oder Skrupeln einen reißerischen Artikel mit der Überschrift "Bushs erfundener Genozid". Zweifel, die einem bei Pelletieres Schilderungen eigentlich kommen müssten, werden durch eine #####1 tendenziöse Übersetzung beseitigt. Das von Pelletiere als "town" bezeichnete Halabja wird gleich zwei Mal zum "Dorf", seine EinwohnerInnen zu "Dorfbewohnern", von denen "angeblich bis zu 5.000" getötet worden sein sollen. Mit der Bezeichnung "Dorf" wird sowohl die Zahl der Opfer in Frage gestellt, als auch ein Hergang als möglich suggeriert, bei dem Halabja eher zufällig getroffen wurde. Halabja ist aber eine Kleinstadt mit gut 40.000 EinwohnerInnen. Wer auch immer gegen Halabja Giftgas einsetzte, musste wissen, dass es Tausende von zivilen Opfern geben würde, und hat dies sicher auch gewollt. Dabei spielt es nur eine Nebenrolle, dass sich in der Stadt, die am Tag zuvor vom Iran erobert worden war, tatsächlich auch iranische Soldaten aufhielten. Diese Soldaten waren zwar vor einem Giftgascocktail keineswegs sicher, aber nach jahrelangem Giftgaskrieg zumindest teilweise dagegen ausgerüstet. Ein Vergleich der Zahlen der Opfer bringt den Grad unterschiedlicher Gefährdung recht deutlich zum Ausdruck: Der Iran beziffert die Zahl seiner Kriegstoten, die während mehrerer Jahre und zahlreichen großen Schlachten unmittelbar durch Giftgas starben, mit 10.000. Für die Zahl der Toten, die Halabja dagegen an einem Nachmittag zu beklagen hatte, liegen seriöse Schätzungen zwischen 3.200 und 7.000. Diese Umstände, wie die Tatsache, dass der eigentliche Angriff zur Zurückeroberung der Stadt erst Monate später erfolgte, müssten eigentlich auch Pelletiere bekannt gewesen sein. Die Lüge von der Blausäure Ebenso wenig zu den Umständen vor Ort passt die Behauptung, der Iran sei für den Giftgasangriff verantwortlich gewesen. Die Stadt war ja bereits in iranischer Hand. Außerdem konnte der Iran kein Interesse daran haben, durch ein derartiges Massaker die irakischen Kurden gegen sich aufzubringen. Die Überlebenden flohen nach dem Angriff ja auch in Richtung Iran und beschuldigen seither einhellig den Irak. Wer so etwas durchgemacht hat, der flieht nicht als erstes zum Verursacher und erfindet nicht rasch aus politischen Gründen einen Schuldigen. Weder Pelletiere noch die junge Welt gehen irgendwie darauf ein, dass die Beschuldigungen gegen Saddam Hussein zuerst und immer wieder von den Opfern selbst kamen. Die damals politisch sehr opportune Studie, die Pelletiere erwähnt, ist ebenfalls seltsam. Insbesondere aus an Opfern beobachteten Gesichtsverfärbungen schloss man auf eine Zyan-Verbindung, die die Sauerstoffaufnahme im Blut verhindert. In Frage kommt vor allem leicht flüchtige Blausäure. Ausgeklammert wurden offenbar alle Berichte über Symptome, die nicht in das Zyanid-Schema passten. Das fängt damit an, dass Blausäure einen charakteristischen Geruch nach bitteren Mandeln verbreitet. Die Überlebenden berichteten aber in ihrer Mehrheit von aromatischen Gerüchen, die nicht zu Blausäure, aber sehr wohl zu Nervengas passen könnten, das die irakische Armee zumindest damals mit Sicherheit besaß. Für die angeblichen Symptome einer Zyanid-Vergiftung sind auch andere Erklärungen denkbar. Z.B. wird vorgebracht, das Zyanid könnte sich beim Zerfall eines Nervengases mit einer Zyanid-Gruppe gebildet haben. Christine Gosden, Professorin für Medizin in Liverpool, hat nach zehn Jahren die BewohnerInnen von Halabja untersucht und fand Schädigungen, wie sie nach Nervengas und Senfgas zu befürchten waren. Außerdem hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einer auch als Buch veröffentlichten Studie den von der irakischen Regierung "Anfal" genannten Feldzug gegen die Kurden untersucht. Darin finden sich zahlreiche Berichte über irakische Giftgasangriffe auf die Zivilbevölkerung nicht nur in Halabja. Es ist schon dreist, all diese Dinge heute immer noch einfach zu übergehen. Das war es auch schon damals. Die Studie, auf die sich die US-Regierung stützte, war nicht auf Grund genauer Untersuchungen vor Ort angefertigt worden und ihr standen zahlreiche Berichte und Aussagen von AugenzeugInnen entgegen. Auch verteidigten die USA standhaft einen Beschuldigten, der selbst keineswegs mit Händen und Füßen seine Unschuld beteuerte. Der damalige irakische Außenminister Tariq Aziz war wenige Tage nach Halabja in Bonn und meinte, nach Halabja befragt, dass man Dinge so nicht beurteilen könne, wenn man in der Zivilisation lebe. Diese "Offenheit" hat dem Irak keine Kürzung deutscher Hermesbürgschaften gekostet oder die Ausbildung irakischer Piloten in Deutschland beendet. Nebenbei waren es auch hauptsächlich deutsche Firmen, die die Giftgasfabriken bei Samarra und Falluja ausstatteten, aufbauten und warteten. Dass die Verantwortlichen, sofern sie überhaupt zur Verantwortung gezogen wurden, später mit der Behauptung davonkamen, sie hätten gedacht, da würden Kopfschmerzmittel hergestellt, lag sicherlich auch daran, dass es keinen öffentlichen Druck und Protest in dieser Sache gab. Auch die linke Öffentlichkeit interessierte sich schlicht nicht dafür. Ein Beispiel für den zweckbezogenen Umgang mit einem Kriegsverbrechen ist Halabja in jedem Fall, nur dass dafür - was die USA angeht - eher Bush sen. als Bush jun. zu beschuldigen ist. Trotzdem wirft der Fall Halabja kein günstiges Licht auf die Glaubwürdigkeit auch der jetzigen republikanischen Administration in Washington in Sachen Menschenrechte und Massenvernichtungswaffen. Ihr gehört zwar der grummelnde Pelletiere nicht an, sonst gibt es aber viele personelle Kontinuitäten mit 1988. Das Sterben findet immer noch statt Während mit dem Giftgasangriff je nach Bedarf Politik gemacht wird, geraten die Opfer ganz aus dem Blickfeld. Pelletiere sind sie nur eine Größe, die er zynisch wegdiskutiert. Die USA und Großbritannien haben zwar, angeblich um Massaker wie Halabja zu verhindern, Flugverbotszonen errichtet, diese schließen aber Halabja nicht ein. Das wirkliche Desinteresse einer Welt, die in Sachen Irak scheinbar so auf den Barrikaden ist, kann man an der medizinischen Versorgung der Opfer ablesen. Als Christine Gosden für kurze Zeit in Halabja ihre Praxis aufmachte, standen am ersten Tag bereits mehr als 700 Menschen davor, die meisten mit mehr als einem ernsten Problem. Noch immer traten Hautveränderungen, heftiges Jucken und Brennen, zahlreiche Fälle von Hautkrebs und neurologische Probleme auf. Etwa die Hälfte der Bevölkerung litt an verschiedenen Krankheiten der Atemwege und viele hatten schwere Augenleiden. Die beiden letzten Probleme führte Gosden direkt auf Senfgas zurück. Bei Senfgas nehmen die medizinischen Probleme mit der Zeit nicht ab, sondern zu und zwar solange der/die Betroffene lebt. Darüber hinaus gab es zahlreiche Fälle von Unfruchtbarkeit, Missbildungen an Neugeborenen und Leukämie. Hinzu kam eine selbst unter normalen Umständen völlig unzureichende medizinische Versorgung. Im Iran, wo die Opfer weit besser versorgt und erfasst sind, sterben heute noch jeden Monat zwischen 20 und 30 Menschen an den Spätfolgen des Giftgaskrieges. Und in Halabja? Quelle: http://www.akweb.de/ak_s/ak470/31.htm Noch einige Worte zu Keetman eMail von Rainer Rupp vom 28.2.2003 Noch einige Worte zu Keetman: Jan Keetman argumentiert z.B., daß die Iraner kein Interesse gehabt haben, die Kurden mit einem Massaker gegen sich aufzubringen. Außerdem hätten sie die Stadt bereits eingenommen gehabt. Pelletiere dagegen spricht von einer Schlacht, als die Iraker zum Gegenangriff übergingen, um die Stadt zurück zu erobern. In dieser Phase der Schlacht - so die Erkenntnis der amerikanischen Nachrichtendienste damals - hätten beide Seiten (Iran und Irak) Giftgas eingesetzt. Und bei der Untersuchung der Leichen nach der Schlacht hätten die Späher der US-Geheimdienste herausgefunden, daß die meisten Leichen Spuren des iranischen Gases trugen. Aber selbst wenn die Opfer an irakischem Gas zu Tode gekommen wären, macht das doch einen Unterschied. Sie wären damit im Rahmen von Kampfhandlungen zwischen iranischen und irakischen Truppen getötet worden, die ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung mit chemischen Kampfstoffen geführt wurden. Sie wären also - so hart und grausam das klingt - Kollateralschaden (von Pelletiere) eines Chemiekrieges und nicht Opfer einer heimtückischen Vergasung geworden, wie das von interessierten Kreisen immer behauptet wird, weil auf diese Weise Saddam Hussein so trefflich in die Nähe von Hitler gerückt werden kann. Die gleichen interessierten Kreise, die nun Pelletiere und seine ehemaligen Kollegen aus der DIA und CIA und dem Pentagon niederschreien wollen, die ihn als ehem. Geheimdienstmann abtun und ihm unterstellen, immer noch im Dienst der US-Regierung zu stehen, obwohl er ja gerade das Gegenteil von dem behauptet, was die Bush-Regierung tut, eben diese interessierten Kreise führen gerne als Kronzeugin für das angebliche Halabja Massaker die britische Toxikologin, Professor Christine Godson an. Dabei vergessen sie jedoch zu erwähnen, daß Frau Godson erst zehn Jahre nach dem angeblichen Massaker das erste Mal Halabja besuchte und dabei Bodenproben genommen und mit Zeugen gesprochen hat. Nach ihrer Rückkehr von Halabja wurde sie von dem längst zu Saddam-Gegnern mutierten US-Kongreß als Zeugin gehört. Dabei gab sie die "offizielle" kurdische-amerikanische Version wieder, dass es ein geplantes Massaker Saddams zur Bestrafung der Kurden gewesen sei. Interessant ist jedoch, das auch Frau Godson in ihrer Zeugenaussage vor dem Kongreß, bei der sie sich auf Gespräche mit Augenzeugen in Halabja stütze, ebenfalls von Kampfhandlungen zwischen der iranischen Armee und ihren kurdischen Verbündeten einerseits und der irakischen Armee andererseits sprach, die die etwa 80.000 Einwohner große Stadt zurückerobern wollten. Dabei - so Frau Godson vor dem US-Kongreß - hätten die kurdischen Kämpfer auf Befehl ihrer Führung die Ausgänge der Stadt besetzt und die Einwohner, die vor dem bevorstehenden Angriff der Iraker die Stadt verlassen wollten, an der Flucht gehindert, weil sie die Bewohner als lebende Schutzschilde gegen die irakische Armee benutzen wollten. Sie hofften, die Iraker würden aus Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nicht angreifen, so Frau Godson. Die Iraker haben aber angegriffen. Nur - und das ist nun Spekulation - könnte es auch so gewesen sein, daß die Iraker geglaubt hatten, die Zivilbevölkerung habe die Stadt vor dem Angriff rechtzeitig verlassen, wie das bei Kampfhandlungen in diesen Gebieten so üblich war. Dies geben z.B. Pelletiere und andere zu bedenken. Wie auch immer, Halabja war ein schlimmes Verbrechen, aber vor dem Hintergrund der Propagandaschlacht zur Einstimmung unserer Bevölkerung auf den Krieg gegen Irak macht es einen politischen Unterschied - wie Pelletiere in der NYT schreibt - ob die Menschen als "Kollateralschaden" einer von beiden Seiten mit Chemiewaffen geführten Schlacht starben oder absichtlich und heimtükisch vergast wurden. |
Weiterer Beitrag zum 'Massaker' von Halabja: |
Alle Beiträge zum 'Massaker' von Halabja: |
Der CIA-Mann und Halabja - Zur angeblichen 'Wahrheit' über den Giftgasangriff auf die Kurden Artikel von Ulla Jelpke in 'junge Welt' vom 6.2.2003 |
Inmitten einer Propagandaschlacht Über Jan Keetmans Angriff - in 'ak' vom 21.2.2003 - auf den Ex-CIA-Mitarbeiter Pelletiere, die 'junge Welt' und die 'Friedensfreunde' |
Alle Beiträge zur Powell-Show im Überblick: |
"Monster-Gesellschaft" US-Außenminister Colin L. Powell's Show vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 in den Medien |
Behauptungen, die Beweise genannt werden Aus der Show von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 (in deutscher Übersetzung) |
Statements called evidence Parts of the show of the Secretary of State Colin L. Powell to the United Nations Security Council, February 5, 2003 (Englisches Original - english original) |
"Wir dürfen nicht vor dem zurückschrecken, was vor uns liegt" - vor den Verbrechen, die wir planen Auszüge aus der Rede von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 |
Pleiten, Pech und Pannen Artikel von Jürgen Elsässer in 'junge Welt' vom 14.2.2003 |
Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 1: Wie der 'Sieg' gegen den Irak in Szene gesetzt wurde |
Das Bild des stürzenden Diktators Saddam - eine Fälschung? Hans Christoph Stoodt, Pfarrer in Frankfurt, am 17.4.2003 |
Triumphale Freude über das 'Gelingen' eines mörderischen Raubüberfalls beim Anblick des inszenierten Sturzes Hans Magnus Enzensberger und Jürgen Habermas in der 'FAZ' vom 15. bzw. 17.4.2003 |
Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 2: Die 'Festnahme' der Saddam Hussein genannten Person |
Wie eine Ratte in einem Loch voller Ratten - und wo die Saddam Hussein genannte Person sonst gefunden wurde Ein Querschnitt durch Agenturmeldungen und andere Berichte |
Denksportaufgabe: Wo liegt Camp David? Welche Schlüsse die Berichterstattung über die Festnahme der Saddam Hussein genannten Person gestattet |
Datteln lügen nicht Berichte über mysteriöse Umstände der Festnahme Saddams in Irak mehren sich - Artikel von Rainer Rupp aus 'junge Welt' vom 19.12.2003 |
Belanglose Todesopfer von unschätzbarem Wert Über die Funktion der Bilder vom 16. März 1988 aus Halabja im Nordirak |
Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 3: Der erste Gerichtstermin (am 1.7.2004) mit der Saddam Hussein genannten Person |
"Dies ist alles Theater..." Über die wundersame Wandlung des so genannten Saddam Hussein |
Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 4: Der zweite Gerichtstermin (am 19.10.2005) mit der Saddam Hussein genannten Person |
Saddam ist nicht Saddam Ist die im Rahmen von angeblicher Gefangennahme und Prozeß Saddam Hussein genannte Person tatsächlich Saddam Hussein? - 22.10.2005 (zuletzt überarbeitet am 26.10.2005) |
Alle Beiträge zum Irak im Überblick: |
Frieden ist Menschenrecht! Rede von Angelika Claußen (IPPNW) bei der Demonstration gegen den geplanten Irak-Krieg, Berlin, 15.2.2003 |
Das große Spiel - Worum es geht Auszüge aus einer Betrachtung von Andreas Hauß vom März 2003 |
Eine Etappe auf dem Weg zur Weltherrschaft - Bush, Cheney, Rumsfeld & Co. arbeiten an ihrem 'Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert' Betrachtung von Rainer Rupp |
Tödliche Technologie - Deutsche Rüstungskonzerne mischen beim Bombenkrieg gegen den Irak kräftig mit Artikel von Ralf Wurzbacher in 'junge Welt' vom 7.4.2003 |
Ergebnisse der 'Operation Freiheit für den Irak' Aus der Seite www.aljazeerah.info/News%20Photos/Photos%20of%20Iraq%20war%20victims.htm |
Davidstern - Das Foto, das auf der Titelseite der New York Times fehlte Artikel von Thomas Immanuel Steinberg vom 28.5.2004 |
Die neuen Nazis marschieren Ein Schrei des Entsetzens - von Andreas Vogel, November 2004 |
Das verborgene Massaker von Falludscha - Fallujah Betrachtungen von Thomas Immanuel Steinberg, 17.11.2005 |
Was wir über den Vorgang, der als Entführung von Susanne Osthoff veröffentlicht wurde, wissen Zusammenfassende Betrachtungen von Andreas Vogel, 21.12.2005 (ergänzt am 8.1.2006) |
Das Wunder von Bakuba Eine als 'Terroristenführer' bezeichnete und 'al Sarkawi' genannte Person soll getötet worden sein, 9.6.2006 |
Krebs in Falludscha Aufsehenerregende Studie: Zur Hinterlassenschaft der US-Armee im Irak gehören die Folgen des Einsatzes von Uranmunition - Karin Leukefeld, Damaskus, am 31.8.2010 in 'junge Welt' |