Kriegsschauplatz Irak
Die neuen Nazis marschieren
Ein Schrei des Entsetzens - von Andreas Vogel, November 2004

Der 'Walkürenritt' von Richard Wagner ertönt. Zu Siegesberichten und Sondermeldungen hören wir heroische Klänge: 'Les Preludes' von Liszt oder Wagners 'Walkürenritt'. Phosphorbomben machen die Stadt des Feindes zur Hölle.

Ein Kriegsteilnehmer erinnert sich: "Gleich nach Kriegsbeginn sah ich im Kino in der Wochenschau Bilder der Luftwaffe. Piloten mit markanten und ernsten Gesichtern unter der Fliegerkappe lenkten ihre Ju86-Sturzkampfbomber zur Musik aus Richard Wagners Walkürenritt den Zielen entgegen." ... "Ich möchte fliegen! Ich werde ein Pilot! Und im inneren Ohr hörte ich Richard Wagners Walkürenritt." Das war seine Reaktion.

Gekonnt eingesetzte Licht- und Tontechnik: Jüdische Marktszenen sind mit verzerrten, maurischen Klängen unterlegt. Arische Arbeiter dagegen werden mit Musik in Verbindung gebracht, die an Wagner's 'Walkürenritt' erinnert. So treiben es die Nazis in ihrem propagandistischen Machwerk, dem Film 'Der Ewige Jude'.

Es ist wieder soweit

"A psychological operations Humvee blaring Richard Wagner's 'Ride of the Valkyries' drove by, followed by creaking military construction equipment." So schreibt der Berichterstatter des 'Chicago Tribune', der mit US-Einheiten in die irakische Stadt Falludscha vorrückte, am 10.11.2004. Also: Ein Wagen der psychologischen Kriegsführung, gefolgt von 'knarrender' militärischer Gerätschaft, spielt über Lautsprecher Wagners 'Walkürenritt'...

"Die irakische Stadt Falludscha ist binnen Tagen in ein großes Totenhaus verwandelt worden. Aus einem Bericht der Washington Post geht hervor, daß die US-Armee bei ihrer 'Operation Morgendämmerung' genannten Großoffensive auch Chemiewaffen einsetzt. Wie die US-Zeitung meldete, feuerte die Artillerie Granaten mit Weißem Phosphor auf die 300 000 Einwohner zählende Stadt ab. Dadurch sei eine Feuerwand entstanden, die mit Wasser nicht gelöscht werden konnte. Krankenhausarzt Kamal Hadeethi sagte gegenüber der Washington Post: »Ich habe zahlreiche Tote mit schweren Verbrennungen gesehen. Einige Leichen waren geschmolzen.« Auch andere Bewohner von Falludscha berichteten von gespenstischen Szenen: Im Bezirk Dscholan seien die Straßen mit Kratern übersät, überall lägen Leichen. An Hausmauern klebten Fleischfetzen." (Rüdiger Göbel, junge Welt, 13.11.2004)

Falludscha: das neue Halabscha

"Der Diktator, der die gefährlichsten Waffen der Welt ansammelt, hat sie bereits gegen ganze Dörfer eingesetzt - wodurch tausende seiner eigenen Bürger getötet, blind oder entstellt wurden... Wenn das nicht das Böse ist, dann weiß ich nicht, was das Böse ist." So hören wir US-Präsident George W. Bush in seinem Bericht zur Lage der Nation am 28.1.2003 sagen. Und die Medien stehen in ihrem moralischen Eifer nicht zurück. Im 'Spiegel' beispielsweise heißt es in einem Artikel mit dem Titel "Akte Saddam - 'Der gefährlichste Mann der Welt'" zu den Vorkommnissen, die bis heute letztlich nicht geklärt sind, zur Einstimmung auf den Krieg gegen den Irak am 3.2.2003: "Im März 1987 ernannte Saddam seinen mörderischen Cousin Ali Hassan al-Madschid zum Gouverneur des Nordirak. Am 16. März 1988 unternahm Ali Hassan seinen berüchtigten Überfall auf die kurdische Stadt Halabdscha. Er setzte verschiedene chemische Kampfstoffe ein und tötete mindestens 5000 kurdische Zivilisten..."

Und heute - im November 2004 - nach dem verhehrenden, mörderischen Überfall der USA auf die Stadt Falludscha? Was hören wir jetzt? Bundeskanzler Schröder spricht den Betroffenen sein Beileid aus: "Mit großer Bestürzung habe ich vom Tod der [Menschen] erfahren, die heute Opfer eines besonders heimtückischen Angriffs in ... Falludscha geworden sind. Ihnen, den Familienangehörigen der Opfer und dem ganzen ... Volk möchte ich zu diesem Verlust mein tief empfundenes Beileid ausdrücken."

Nein, dieser Text hat nichts mit dem Blutbad, das die USA in Falludscha angerichtet haben, zu tun. Dieser Text stammt nicht vom November 2004, sondern vom 2. November 2003, als ein US-Militärhubschrauber abgeschossen wurde. In vollem Wortlaut heißt es in dem Beileidsschreiben: "Sehr geehrter Herr Präsident, lieber George, mit großer Bestürzung habe ich vom Tod der 15 amerikanischen Soldaten erfahren, die heute Opfer eines besonders heimtückischen Angriffs in der Nähe von Falludscha geworden sind. Ihnen, den Familienangehörigen der Opfer und dem ganzen amerikanischen Volk möchte ich zu diesem Verlust mein tief empfundenes Beileid ausdrücken."

Heute warten wir auf eine derartige Erklärung - vergeblich. Seit Beginn des völkerrechtswidrigen Raubüberfalls der USA und ihrer 'Koalition der Willigen' auf den Irak zählen wir 100.000 Tote auf Seiten der irakischen Bevölkerung (gemäß einer Studie, die am 29.10.2004 von der britischen Medizinzeitschrift 'The Lancet' www.thelancet.com veröffentlicht wurde). Präsident Bush, Saddam Hussein in Potenz, und seine Hintermänner können ihr Spiel treiben - ohne das Geheul der führenden Politiker und der Medien.

Der 'Walkürenritt' ertönt. Die Zeit, in der diese Musik nur im Rahmen von 'Antikriegsfilmen' wie Francis Ford Coppolas 'Apocalyse Now' von 1979 zur Untermalung eines Massakers an - damals vietnamesischen - Zivilisten zum Einsatz kommt, ist vorbei. Der 'Walkürenritt' ertönt wieder in Zusammenhang mit realen Kriegen.

Die Nazis sind auferstanden

Fast unbehelligt können sie ihr menschenverachtendes Spiel treiben. Einen Schrei des Entsetzens hören wir in der 'zivilisierten' westlichen Welt kaum, auch vonseiten der deutschen 'Antikriegspolitiker' nicht. Sie sprechen nur dann von Auschwitz, wenn es darum geht - wie 1999 gegen Jugoslawien - die eigenen Kriege zu legitimieren.


Weiterer Beitrag zum Kriegsschauplatz Irak:
Das verborgene Massaker von Falludscha - Fallujah
Betrachtungen von Thomas Immanuel Steinberg, 17.11.2005

Alle Beiträge zum Irak im Überblick:
Frieden ist Menschenrecht!
Rede von Angelika Claußen (IPPNW) bei der Demonstration gegen den geplanten Irak-Krieg, Berlin, 15.2.2003
Der Krieg gegen den Irak: ein vorsätzliches großes Verbrechen
Stellungnahme zum Krieg gegen den Irak von Dr. Detlef Enge-Bastien, Arzt für Innere Medizin im Krankenhaus Bitburg - im Auftrag der IPPNW 1991 für vier Monate im Irak, 23.3.2003
US-Doktrin: Zerstörung der Lebensgrundlagen eines Staates
Aus dem Vortrag "Krieg gegen Irak - Frieden schaffen mit aller Gewalt?" von Jürgen Rose, Oberstleutnant der Bundeswehr - gehalten u.a. am 21.1.2003 in Köln
"Das ganze hat überhaupt nichts mit Öl zu tun."
Die irakische Ölindustrie verstaatlicht und diesen Schritt auch noch propagandistisch ausgeschlachtet: das geht zu weit - Betrachtungen von Andreas Neumann vom 12.3.2003
Das große Spiel - Worum es geht
Auszüge aus einer Betrachtung von Andreas Hauß vom März 2003
Eine Etappe auf dem Weg zur Weltherrschaft - Bush, Cheney, Rumsfeld & Co. arbeiten an ihrem 'Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert'
Betrachtung von Rainer Rupp
Tödliche Technologie - Deutsche Rüstungskonzerne mischen beim Bombenkrieg gegen den Irak kräftig mit
Artikel von Ralf Wurzbacher in 'junge Welt' vom 7.4.2003
Aber heute geht es um Demokratie und Menschenrechte
Schlaglichter aus der Geschichte des Kampfes um Öl - Faktenzusammenstellung ausgehend von der Sendung des WDR-Fernsehens 'Blut und Öl' vom 28.3.2003
Ergebnisse der 'Operation Freiheit für den Irak'
Aus der Seite www.aljazeerah.info/News%20Photos/Photos%20of%20Iraq%20war%20victims.htm
Davidstern - Das Foto, das auf der Titelseite der New York Times fehlte
Artikel von Thomas Immanuel Steinberg vom 28.5.2004
Die neuen Nazis marschieren
Ein Schrei des Entsetzens - von Andreas Vogel, November 2004
Das verborgene Massaker von Falludscha - Fallujah
Betrachtungen von Thomas Immanuel Steinberg, 17.11.2005
Was wir über den Vorgang, der als Entführung von Susanne Osthoff veröffentlicht wurde, wissen
Zusammenfassende Betrachtungen von Andreas Vogel, 21.12.2005 (ergänzt am 8.1.2006)
Das Wunder von Bakuba
Eine als 'Terroristenführer' bezeichnete und 'al Sarkawi' genannte Person soll getötet worden sein, 9.6.2006
Krebs in Falludscha
Aufsehenerregende Studie: Zur Hinterlassenschaft der US-Armee im Irak gehören die Folgen des Einsatzes von Uranmunition - Karin Leukefeld, Damaskus, am 31.8.2010 in 'junge Welt'

Alle Beiträge zum 'Massaker' von Halabja:
'Die Akte Saddam' - Kriegspropaganda oder zutreffende Information zum richtigen Zeitpunkt?
Zur Kampagne des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel' und anderer Medien im Vorfeld des geplanten Kriegs gegen den Irak
Der CIA-Mann und Halabja - Zur angeblichen 'Wahrheit' über den Giftgasangriff auf die Kurden
Artikel von Ulla Jelpke in 'junge Welt' vom 6.2.2003
Inmitten einer Propagandaschlacht
Über Jan Keetmans Angriff - in 'ak' vom 21.2.2003 - auf den Ex-CIA-Mitarbeiter Pelletiere, die 'junge Welt' und die 'Friedensfreunde'

Alle Beiträge zur Powell-Show im Überblick:
"Monster-Gesellschaft"
US-Außenminister Colin L. Powell's Show vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 in den Medien
Behauptungen, die Beweise genannt werden
Aus der Show von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 (in deutscher Übersetzung)
Statements called evidence
Parts of the show of the Secretary of State Colin L. Powell to the United Nations Security Council, February 5, 2003 (Englisches Original - english original)
"Wir dürfen nicht vor dem zurückschrecken, was vor uns liegt" - vor den Verbrechen, die wir planen
Auszüge aus der Rede von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003
Pleiten, Pech und Pannen
Artikel von Jürgen Elsässer in 'junge Welt' vom 14.2.2003

Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 1: Wie der 'Sieg' gegen den Irak in Szene gesetzt wurde
Kostenlos stellen die Zeitungen dem Pentagon ihre Titelseiten und die Kreativität ihrer Grafiker zur Verfügung
Kleiner Querschnitt durch die 'Berichterstattung' zur Besetzung Bagdads und zum Sturz der Saddam-Hussein-Statue in Bagdad am 9.4.2003
Das Bild des stürzenden Diktators Saddam - eine Fälschung?
Hans Christoph Stoodt, Pfarrer in Frankfurt, am 17.4.2003
Triumphale Freude über das 'Gelingen' eines mörderischen Raubüberfalls beim Anblick des inszenierten Sturzes
Hans Magnus Enzensberger und Jürgen Habermas in der 'FAZ' vom 15. bzw. 17.4.2003

Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 2: Die 'Festnahme' der Saddam Hussein genannten Person
Wie ein Phantom als Video auftaucht, wieder verschwindet und die Welt 'aufatmen' läßt
Kleiner Querschnitt durch die 'Berichterstattung' zu dem Vorgang vom 13.12.2003, der als Festnahme von Saddam Hussein dargestellt wird
Wie eine Ratte in einem Loch voller Ratten - und wo die Saddam Hussein genannte Person sonst gefunden wurde
Ein Querschnitt durch Agenturmeldungen und andere Berichte
Denksportaufgabe: Wo liegt Camp David?
Welche Schlüsse die Berichterstattung über die Festnahme der Saddam Hussein genannten Person gestattet
Datteln lügen nicht
Berichte über mysteriöse Umstände der Festnahme Saddams in Irak mehren sich - Artikel von Rainer Rupp aus 'junge Welt' vom 19.12.2003
Belanglose Todesopfer von unschätzbarem Wert
Über die Funktion der Bilder vom 16. März 1988 aus Halabja im Nordirak

Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 3: Der erste Gerichtstermin (am 1.7.2004) mit der Saddam Hussein genannten Person
"Dies ist alles Theater..."
Über die wundersame Wandlung des so genannten Saddam Hussein
Wie eine Person vor Gericht auftaucht, Saddam Hussein genannt wird und dort ihre Rolle spielt
Kleiner Querschnitt durch die 'Berichterstattung' zu dem Vorgang vom 1.7.2004, der als Gerichtsverhandlung mit Saddam Hussein dargestellt wird

Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 4: Der zweite Gerichtstermin (am 19.10.2005) mit der Saddam Hussein genannten Person
Saddam ist nicht Saddam
Ist die im Rahmen von angeblicher Gefangennahme und Prozeß Saddam Hussein genannte Person tatsächlich Saddam Hussein? - 22.10.2005 (zuletzt überarbeitet am 26.10.2005)