Kriegsschauplatz Irak
Das verborgene Massaker von Falludscha - Fallujah
Betrachtungen von Thomas Immanuel Steinberg, 17.11.2005

Fallujah, 18.11.2004

aus 'The Hidden Massacre'

Weißer Phosphor

RAI 24, der staatliche italienische Fernsehsender, hat am 8. November 2005 einen Dokumentarfilm ausgestrahlt, der schreckliche Bilder zeigt: die von innen geschmolzenen Leichen irakischer Soldaten und Zivilisten nach einem Bombardement mit weißem Phosphor; einen mit einer elektrischen Bohrmaschine durchlöcherten männlichen Körper; den Beschuß einzelner, teils verwundeter Personen.

Ehemalige US-Soldaten sagen über ihre Untaten und die ihrer Kameraden aus. Sie bestätigen, daß mit der Vernichtung von Falludscha gewartet wurde, bis der Wahlsieg von George W. Bush feststand.

Die italienische Journalistin Sgrena berichtet, die vermeintlichen Widerstandskämpfer, die sie gefangen hielten, hätten sie daran gehindert, über US-Greuel zu berichten. Auf dem Weg zum Flughafen von Bagdad, bereits in der mehrfach gesicherten sogenannten Grünen Zone, kam sie unter US-Beschuß, überlebte aber.

Zum RAI-Dokumentarfilm - in englischer Sprache:
Phosphorregen und Soldateninterview: Was taugt das US-Dementi vom vergangenen Jahr?

Das US-Außenministerium hat vor einem Jahr, am 12. November 2004, Berichte über den Einsatz von Phosphor gegen die Bewohner von Falludscha dementiert. Der Einsatz von Phosphor sei nicht illegal. Der Phosphor sei nicht gegen feindliche Kämpfer verschossen worden, sondern um nachts feindliche Stellungen zu beleuchten.

Das RAI-Video, ausgestrahlt am 8. November 2005, zeigt, wie leuchtendes Material vom Himmel auf die Erde regnet. Es zeigt Leichen, die wie von innen geschmolzen wirken. Es zeigt ehemalige US-Soldaten im Interview: Weißer Phosphor sei gegen die Bewohner von Falludscha eingesetzt worden. Der Einsatz von weißem Phosphor als Kampfstoff sei unter den Soldaten bekannt gewesen:

"I heard the order to pay attention because they were going to use white phosphorus on Fallujah. In military jargon it's known as Willy Pete. Phosphorus burns bodies, in fact it melts the flesh all the way down to the bone ... I saw the burned bodies of women and children. Phosphorus explodes and forms a cloud. Anyone within a radius of 150 metres is done for."

  • USINFO.STATE.GOV: Did the U.S. Use "Illegal" Weapons in Fallujah?
  • Iraq. Rainews24: l'esercito degli Stati Uniti ha usato fosforo bianco a Fallujah nel 2004
  • Peter Popham: US forces 'used chemical weapons' during assault on city of Fallujah. Information Clearing House
  • Zusammenfassung auf Deutsch: Saar-Echo
  • Zahlreiche grauenhafte Details über Falludscha im November 2004 aus verschiedenen Quellen in der jungen Welt; bei Google eingeben: falludscha site:jungewelt.de
Dank an die Damen U.R. und B.H. für Hinweise

Feindbeleuchtung - Kriegstechnisches zum Einsatz von weißem Phosphor

Das Pentagon hat inzwischen den Einsatz von weißem Phosphor gegen Iraker zugegeben. Nur feindliche Kämpfer seien damit überschüttet und geschmolzen worden. Zuvor hatte die US-Regierung stets behauptet, weißer Phosphor sei allein zur Beleuchtung gegnerischer Stellungen verwendet worden. Doch erstens berichteten in der März-April-Ausgabe 2005 von Field Artillery Captain James T. Cobb, First Lieutenant Christopher A. LaCour und Sergeant First Class William H. Hight vom Einsatz von weißem Phosphor (WE) gegen Kämpfer, wenn High Explosives (HE) nicht reichten:

"White Phosphorous. WP proved to be an effective and versatile munition. We used it for screening missions at two breeches and, later in the fight, as a potent psychological weapon against the insurgents in trench lines and spider holes when we could not get effects on them with HE. We fired “shake and bake” missions at the insurgents, using WP to flush them out and HE to take them out."

"Weißer Phosphor bewährte sich als wirksame und vielseitige Munition. Wir benutzten ihn als zweifache Sichtwandwand, und später im Kampf als mächtige psychologische Waffe gegen die Aufständischen in Gräben und Spinnenlöchern, wenn wir mit hochexplosiver Munition keine Wirkung erzielten. Wir feuertern "shake and bake" missions (Schüttel-und-Brat-Salven) auf die Aufständischen: weißer Phosphor scheuchte sie auf, und die hochexplosive Munition löschte sie aus."

Zweitens zeigt das von RAI24 ausgestrahlte Video Bilder von einem WP-Streueinsatz aus Hubschraubern. Diese Einsatzart von WP zum Zweck der Gefechtsfeldbeleuchtung ist einem sachkundigen Bundeswehroffizier, der SteinbergRecherche Auskunft erteilte, aus eigener Erfahrung bislang nicht untergekommen. Gefechtsfeldbeleuchtung findet zweckmäßigerweise über dem Gefechtsfeld statt, nicht auf dem Boden. Sie machen Ihre Zimmerbeleuchtung ja auch nicht unter dem Bett an.

Ein übliches Handling von WP-Gefechtsfeldbeleuchtung ist der Einsatz per Artillerie- oder Mörsergranate, die WP-Ladung am Fallschirm hängend. Der Beobachter sieht dann in 200-400 m Höhe zuerst einen kleinen, schnell fallenden Leuchtpunkt, bis sich der (in der Nacht nicht erkennbare) Fallschirm entfaltet hat. Danach bremst der Leuchtpunkt abrupt ab, gewinnt an Intensität und Strahlkraft, die mit schwindender Höhe einen kleiner werdenden Kreis am Boden ausleuchtet. Eine Standard-NATO-Artilleriegranate WP 155mm sorgt für etwa 2 Minuten nahezu taghellem Licht in einem Umkreis von bis zu 200m, bevor sie - bei guter Feuerleitlösung - noch in der Luft ausbrennt und leer auf den Boden sinkt.

Dank an Freace (dort eine etwas andere Übersetzung) und an die Bundeswehr.

Quelle: http://www.steinbergrecherche.com


Weiterer Beitrag zum Kriegsschauplatz Irak:
Was wir über den Vorgang, der als Entführung von Susanne Osthoff veröffentlicht wurde, wissen
Zusammenfassende Betrachtungen von Andreas Vogel, 21.12.2005

Alle Beiträge zum Irak im Überblick:
Frieden ist Menschenrecht!
Rede von Angelika Claußen (IPPNW) bei der Demonstration gegen den geplanten Irak-Krieg, Berlin, 15.2.2003
Der Krieg gegen den Irak: ein vorsätzliches großes Verbrechen
Stellungnahme zum Krieg gegen den Irak von Dr. Detlef Enge-Bastien, Arzt für Innere Medizin im Krankenhaus Bitburg - im Auftrag der IPPNW 1991 für vier Monate im Irak, 23.3.2003
US-Doktrin: Zerstörung der Lebensgrundlagen eines Staates
Aus dem Vortrag "Krieg gegen Irak - Frieden schaffen mit aller Gewalt?" von Jürgen Rose, Oberstleutnant der Bundeswehr - gehalten u.a. am 21.1.2003 in Köln
"Das ganze hat überhaupt nichts mit Öl zu tun."
Die irakische Ölindustrie verstaatlicht und diesen Schritt auch noch propagandistisch ausgeschlachtet: das geht zu weit - Betrachtungen von Andreas Neumann vom 12.3.2003
Das große Spiel - Worum es geht
Auszüge aus einer Betrachtung von Andreas Hauß vom März 2003
Eine Etappe auf dem Weg zur Weltherrschaft - Bush, Cheney, Rumsfeld & Co. arbeiten an ihrem 'Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert'
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Tödliche Technologie - Deutsche Rüstungskonzerne mischen beim Bombenkrieg gegen den Irak kräftig mit
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Aber heute geht es um Demokratie und Menschenrechte
Schlaglichter aus der Geschichte des Kampfes um Öl - Faktenzusammenstellung ausgehend von der Sendung des WDR-Fernsehens 'Blut und Öl' vom 28.3.2003
Ergebnisse der 'Operation Freiheit für den Irak'
Aus der Seite www.aljazeerah.info/News%20Photos/Photos%20of%20Iraq%20war%20victims.htm
Davidstern - Das Foto, das auf der Titelseite der New York Times fehlte
Artikel von Thomas Immanuel Steinberg vom 28.5.2004
Die neuen Nazis marschieren
Ein Schrei des Entsetzens - von Andreas Vogel, November 2004
Das verborgene Massaker von Falludscha - Fallujah
Betrachtungen von Thomas Immanuel Steinberg, 17.11.2005
Was wir über den Vorgang, der als Entführung von Susanne Osthoff veröffentlicht wurde, wissen
Zusammenfassende Betrachtungen von Andreas Vogel, 21.12.2005 (ergänzt am 8.1.2006)
Das Wunder von Bakuba
Eine als 'Terroristenführer' bezeichnete und 'al Sarkawi' genannte Person soll getötet worden sein, 9.6.2006
Krebs in Falludscha
Aufsehenerregende Studie: Zur Hinterlassenschaft der US-Armee im Irak gehören die Folgen des Einsatzes von Uranmunition - Karin Leukefeld, Damaskus, am 31.8.2010 in 'junge Welt'

Alle Beiträge zum 'Massaker' von Halabja:
'Die Akte Saddam' - Kriegspropaganda oder zutreffende Information zum richtigen Zeitpunkt?
Zur Kampagne des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel' und anderer Medien im Vorfeld des geplanten Kriegs gegen den Irak
Der CIA-Mann und Halabja - Zur angeblichen 'Wahrheit' über den Giftgasangriff auf die Kurden
Artikel von Ulla Jelpke in 'junge Welt' vom 6.2.2003
Inmitten einer Propagandaschlacht
Über Jan Keetmans Angriff - in 'ak' vom 21.2.2003 - auf den Ex-CIA-Mitarbeiter Pelletiere, die 'junge Welt' und die 'Friedensfreunde'

Alle Beiträge zur Powell-Show im Überblick:
"Monster-Gesellschaft"
US-Außenminister Colin L. Powell's Show vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 in den Medien
Behauptungen, die Beweise genannt werden
Aus der Show von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 (in deutscher Übersetzung)
Statements called evidence
Parts of the show of the Secretary of State Colin L. Powell to the United Nations Security Council, February 5, 2003 (Englisches Original - english original)
"Wir dürfen nicht vor dem zurückschrecken, was vor uns liegt" - vor den Verbrechen, die wir planen
Auszüge aus der Rede von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003
Pleiten, Pech und Pannen
Artikel von Jürgen Elsässer in 'junge Welt' vom 14.2.2003

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Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 3: Der erste Gerichtstermin (am 1.7.2004) mit der Saddam Hussein genannten Person
"Dies ist alles Theater..."
Über die wundersame Wandlung des so genannten Saddam Hussein
Wie eine Person vor Gericht auftaucht, Saddam Hussein genannt wird und dort ihre Rolle spielt
Kleiner Querschnitt durch die 'Berichterstattung' zu dem Vorgang vom 1.7.2004, der als Gerichtsverhandlung mit Saddam Hussein dargestellt wird

Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 4: Der zweite Gerichtstermin (am 19.10.2005) mit der Saddam Hussein genannten Person
Saddam ist nicht Saddam
Ist die im Rahmen von angeblicher Gefangennahme und Prozeß Saddam Hussein genannte Person tatsächlich Saddam Hussein? - 22.10.2005 (zuletzt überarbeitet am 26.10.2005)