Medien und Krieg - Die Saddam-Inszenierung Teil 1: Wie der 'Sieg' gegen den Irak in Szene gesetzt wurde |
Triumphale Freude über das 'Gelingen' eines mörderischen Raubüberfalls beim Anblick des inszenierten Sturzes Hans Magnus Enzensberger und Jürgen Habermas in der 'FAZ' vom 15. bzw. 17.4.2003 Nun ist alles anders: "Der baldige Sieg der Alliierten werde erhofft und sei erwünscht", wird Bundeskanzler Gerhard Schröder von DPA am 9.4.2003 wiedergegeben - jetzt, wo sich der Erfolg des völkerrechtswidrigen Raubüberfalls abzuzeichnen beginnt. Und auch das intellektuelle Deutschland meldet sich zu Wort. Am 15.4.2003 schreibt Hans Magnus Enzensberger in der 'FAZ': "Eine der wenigen tiefen Freuden, welche die Geschichte bereithält, ist das Ende eines Gewaltherrschers... Der Sturz seiner Statuen, die Zerstörung seiner Bilder symbolisiert diesen Moment. Hitler, Stalin, Franco, Pinochet, Ceausescu, Mobutu, Milosevic, Saddam - die Liste nimmt kein Ende... jeder Tag, an dem sie weiter herrschen, kostet Menschenleben. Die triumphale Freude, die man empfindet, wenn wieder eine dieser Figuren krepiert, beruht darauf, daß man sie überlebt hat... Darf man sich also freuen, oder darf man es nicht? Die Bilder vom Sturz Saddam Husseins sind, wenn nicht gefälscht, so doch höchst verdächtig. Erleichterung ist eine Regung, der man besser nicht nachgibt. Verdienstvoller ist es, zu warnen und zu mahnen, und wenn sich die Friedensbewegten ein Wort über den Sieg abringen, so klingt es gepreßt. Irgendwie peinlich, daß es Irakis gibt, die ihre Okkupanten begrüßen! Niemand liebt es, als der Blamierte dazustehen." Zwei Tage später reagiert Jürgen Habermas: "Die ganze Welt hat jene Szene am 9. April in Bagdad beobachtet, hat verfolgt, wie amerikanische Soldaten dem Diktator die Schlinge um den Hals legen und ihn unter dem Jubel der Menge symbolträchtig vom Sockel stürzen... Wie die Gestaltwahrnehmung eines Vexierbildes 'umkippt', so scheint sich die öffentliche Wahrnehmung des Krieges mit dieser Szene zu verkehren. Die moralisch obszöne Verbreitung von Schock und Schrecken unter einer unnachsichtig bombardierten, ausgemergelt-wehrlosen Bevölkerung verwandelt sich an diesem Tage im Schiitenviertel von Bagdad in die enthusiastisch begrüßte Befreiung der Bürger von Terror und Unterdrückung... Beide Wahrnehmungen enthalten ein Moment der Wahrheit..." Tatsächlich, die Bilder vom Sturz zeitigen ihre Wirkung. Die Inszenierung kann als gelungen angesehen werden. Und am 15.6.2003 wird in der ARD-Sendung 'Opperation Saddam - Amerikas Propagandaschlacht' von Helmut Grosse zusammengefaßt, wie es zu dieser Inszenierung kam: "Tatsächlich ist es eine professionell kalkulierte Aktion - inszeniert nach den Regie-Anweisungen einer Werbeagentur. So ein Experte für Propaganda-Schlachten - John Mc Arthur: 'Das war die Rendon Gruppe. Sie hat dem Verteidigungsministerium dazu geraten. Es ist kein Zufall, dass der Kopf mit einer amerikanischen Flagge verhüllt wurde. Wir wissen, dass das Pentagon den strikten Befehl gegeben hatte, im Irak vorsichtig mit der US-Flagge umzugehen, sie nicht provokativ einzusetzen. Das war eine inszenierte Aktion - schon mit Blick auf die Wiederwahl von Bush.' Rendom, eine Werbeagentur - spezialisiert auf Propaganda-Operationen im Regierungsauftrag. Wie schon im 1. Golfkrieg war sie wieder beauftragt, das professionelle Marketing zu übernehmen, diesmal des Unternehmens 'Regimewechsel in Bagdad'. Für ein Honorar von 7.5 Millionen Dollar. Wie verkauft man einen Krieg - eine Frage, die Washington beschäftigte - lange bevor der Krieg begonnen hatte." Wer ist Rendom? In einem Artikel von Uwe Wolff mit dem Titel 'Die Söldner der Lüge', veröffentlicht bei t-online, erfahren wir dazu: "'Ich bin ein Informationskrieger' brüstete sich John W. Rendon, Chef der amerikanischen Public Relations Agentur 'The Rendon Group' (TRC). Seine Agentur wurde noch im Oktober 2001, also bereits einen Monat nach dem Anschlag auf das World Trade Center, vom Pentagon angeheuert, um die USA in der muslimischen Welt sympathischer darzustellen, damit der 'Krieg gegen den Terror' im Nahen Osten leichter von der Hand geht. Rendon, früher Wahlkampfberater von US-Präsident Jimmy Carter, hat Erfahrung im globalen Informationskrieg. So bereitete er die US-amerikanische Invasion in Panama gegen den einstigen USA-Freund General Noriega durch geschickte Unterstützung der Opposition vor. Rendon war es auch, der von der US-Regierung nach dem ersten Golfkrieg Geld bekam, um eine Opposition im Irak aufzubauen, die Saddam stürzen sollte." Hans Magnus Enzensberger stürzt sich als Denkmal selber Hans Christoph Stoodt, Pfarrer in Frankfurt, am 20.4.2004, zu dessen Äußerung von Anfang April 2004: "Es stimmt, dass nach dem Sturz eines Diktators Probleme beginnen. Aber lieber neue Sorgen als alte Schweinereien. Das erste, das mich in solchen Situationen freut, ist stets der Sturz eines Diktators. Wenn zum Beispiel ein Stalin-Denkmal zerbrochen wird, empfinde ich grundsätzliche politische Freude." Hans Magnus Enzensberger ist konsequent und stürzt sich mit seinen jüngsten Äußerungen zum Irak als Denkmal selber. Als ich Ende der 60er Jahre noch Gymnasiast war, gehörten seine Gedichte zu den wichtigsten Entdeckungen, die ich machen durfte - allen voran "Für Theodor W. Adorno". Daß Enzensberger mit seiner Äußerung zum Sturz des Saddam-Denkmals im April 2004 auf einen Medientrick hereingefallen war, muß ihm inzwischen irgendwer doch erzählt haben - oder ist es seine Variante von Altersstarrsinn, auf etwas zu beharren, weil es in seinen Augen zwar wahr, aber leider eben nicht wirklich ist? So eine Art rückwärtsgewandte Utopie? Und wann und wo hat er persönlich "ein Stalin-Denkmal stürzen" sehen (außer im Fernsehen, natürlich ...)? Und was hat das eine mit dem anderen zu tun? Unter dem Strich kommt dabei nur eines heraus: Enzensberger verteidigt heute die alte Schweinerei Imperialismus, die er früher attackiert hat. Der lange Weg von unten links hat ihn schließlich nach oben rechts geführt - nur eines von vielen Beispielen einer Diagonal-Karriere in der Geschichte unseres Landes nach 1968, über die in den kommenden Jahren niemand mehr ernsthaft reden, sondern allenfalls noch so manches mit der Sozialgeschichte dieses Landes befaßte historische Proseminar diskutieren kann. Ich habe nach dem Lesen Ihres Artikels jedenfalls mein inneres Enzensberger-Denkmal gestürzt, und zwar in der meinem ästhetischen Empfinden nach formal diesem Fall einzig angemessenen Art und Weise: alle seine auf meinen Regalen befindlichen Bücher in eine Supermarkt-Plastiktüte gepackt und in den Müll geworfen. Jetzt geht's mir besser. |
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Das Bild des stürzenden Diktators Saddam - eine Fälschung? Hans Christoph Stoodt, Pfarrer in Frankfurt, am 17.4.2003 |
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Wie eine Ratte in einem Loch voller Ratten - und wo die Saddam Hussein genannte Person sonst gefunden wurde Ein Querschnitt durch Agenturmeldungen und andere Berichte |
Denksportaufgabe: Wo liegt Camp David? Welche Schlüsse die Berichterstattung über die Festnahme der Saddam Hussein genannten Person gestattet |
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"Dies ist alles Theater..." Über die wundersame Wandlung des so genannten Saddam Hussein |
Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 4: Der zweite Gerichtstermin (am 19.10.2005) mit der Saddam Hussein genannten Person |
Saddam ist nicht Saddam Ist die im Rahmen von angeblicher Gefangennahme und Prozeß Saddam Hussein genannte Person tatsächlich Saddam Hussein? - 22.10.2005 (zuletzt überarbeitet am 26.10.2005) |
Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 5: Hinrichtungszene vom 30.12.2006 mit der Saddam Hussein genannten Person |
Ein Phantom stirbt Die Hinrichtungsszene in den Medien |
Ein Phantom stirbt Was wir wissen und was nicht |
Alle Beiträge zur Powell-Show im Überblick: |
"Monster-Gesellschaft" US-Außenminister Colin L. Powell's Show vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 in den Medien |
Behauptungen, die Beweise genannt werden Aus der Show von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 (in deutscher Übersetzung) |
Statements called evidence Parts of the show of the Secretary of State Colin L. Powell to the United Nations Security Council, February 5, 2003 (Englisches Original - english original) |
"Wir dürfen nicht vor dem zurückschrecken, was vor uns liegt" - vor den Verbrechen, die wir planen Auszüge aus der Rede von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 |
Pleiten, Pech und Pannen Artikel von Jürgen Elsässer in 'junge Welt' vom 14.2.2003 |
Alle Beiträge zum 'Massaker' von Halabja: |
Der CIA-Mann und Halabja - Zur angeblichen 'Wahrheit' über den Giftgasangriff auf die Kurden Artikel von Ulla Jelpke in 'junge Welt' vom 6.2.2003 |
Inmitten einer Propagandaschlacht Über Jan Keetmans Angriff - in 'ak' vom 21.2.2003 - auf den Ex-CIA-Mitarbeiter Pelletiere, die 'junge Welt' und die 'Friedensfreunde' |
Alle Beiträge zum Irak im Überblick: |
Frieden ist Menschenrecht! Rede von Angelika Claußen (IPPNW) bei der Demonstration gegen den geplanten Irak-Krieg, Berlin, 15.2.2003 |
Das große Spiel - Worum es geht Auszüge aus einer Betrachtung von Andreas Hauß vom März 2003 |
Eine Etappe auf dem Weg zur Weltherrschaft - Bush, Cheney, Rumsfeld & Co. arbeiten an ihrem 'Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert' Betrachtung von Rainer Rupp |
Tödliche Technologie - Deutsche Rüstungskonzerne mischen beim Bombenkrieg gegen den Irak kräftig mit Artikel von Ralf Wurzbacher in 'junge Welt' vom 7.4.2003 |
Ergebnisse der 'Operation Freiheit für den Irak' Aus der Seite www.aljazeerah.info/News%20Photos/Photos%20of%20Iraq%20war%20victims.htm |
Davidstern - Das Foto, das auf der Titelseite der New York Times fehlte Artikel von Thomas Immanuel Steinberg vom 28.5.2004 |
Die neuen Nazis marschieren Ein Schrei des Entsetzens - von Andreas Vogel, November 2004 |
Das verborgene Massaker von Falludscha - Fallujah Betrachtungen von Thomas Immanuel Steinberg, 17.11.2005 |
Was wir über den Vorgang, der als Entführung von Susanne Osthoff veröffentlicht wurde, wissen Zusammenfassende Betrachtungen von Andreas Vogel, 21.12.2005 (ergänzt am 8.1.2006) |
Das Wunder von Bakuba Eine als 'Terroristenführer' bezeichnete und 'al Sarkawi' genannte Person soll getötet worden sein, 9.6.2006 |
Krebs in Falludscha Aufsehenerregende Studie: Zur Hinterlassenschaft der US-Armee im Irak gehören die Folgen des Einsatzes von Uranmunition - Karin Leukefeld, Damaskus, am 31.8.2010 in 'junge Welt' |